Physiologische Fragen...

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lea

Physiologische Fragen...

Beitrag von lea »

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich arbeite seit sehr kurzer Zeit in einer psychoonkologischen
Abteilung und beschäftige mich daher erst kurz mit sexuellen Funktionsstörungen aufgrund der Erkrankungen (z.B. Prostata- o. Blasen-Ca, Stoma etc.).
Die häufig gestellte Frage lautet: "Geht es noch mal wieder?"
Ich muss zugeben, dass ich zwar Ahnung über die psychologischen aber wenig Ahnung über die physiologischen Bedingungen habe. Ich lese natürlich extrem viel, aber viele Fachbücher 'eiern' irgendwie drumrum.
Meine Fragen lauten daher:
Ist es so, daß ein Orgasmus trotz ED möglich ist oder ist der Orgasmus immer an eine Erektion gebunden?
Gibt es operative oder medikamentöse Bedingungen (die direkt mit der Op in Zusammenhang stehen), die einen Orgasmus auf Dauer physiologisch unmöglich machen?
Welche operativen oder medikamentösen Bedingungen, die direkt mit der Op in Zusammenhang stehen, gehen zulasten der Libido (außer niedriger Testosteronspiegel)?
Ist es so, daß immer/häufig eine ED, die durch obige Krankheit verursacht wurde, behoben werden kann?
Gibt es dazu Fachliteratur?
Über eine Antwort wäre ich sehr dankbar,
Lea
ISG-Team
Beiträge: 969
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Beitrag von ISG-Team »

Hallo Lea,
hier einige Antworten auf deine Fragen:
Ein Orgasmus ist auch ohne Erektion möglich. Männer, die unter starken Erektionsstörungen leiden können zum Beispiel mithilfe von oraler Stimulation zum Höhepunkt kommen. Vaginaler Verkehr ist so zwar nicht möglich, da keine Erektion besteht, aber die Sexualität wird von vielen Paaren trotzdem als befriedigend erlebt.
Orgasmusstörungen, die durch eine Operation verursacht werden, gehen häufig mit Ejakulationsstörungen einher, da beide Vorgänge von Nerven gesteuert werden, die in engem räumlichen Zusammenhang stehen. Eingriffe, die häufig zu solchen Problemen führen sind Prostata- und Blasenhalsoperationen, Lymphknotenentfernungen bei Hodentumoren und Entfernungen des Rektums. Allerdings ist es möglich, dass sich Orgasmus und Ejakulation wieder erholen. Die Zahlen dazu sind sehr unterschiedlich und im Einzelfall ist es nicht vorhersagbar, bei wem eine Erholung eintritt und bei wem nicht. Der Zeitraum liegt zwischen 3 Monaten und 3 Jahren, ist also sehr weit gespannt.

Ausser von psychischen Faktoren wird die Libido vor allem vom Testosteron beeinflusst. Von Libidostörungen sind deswegen die Männer betroffen, die Medikamente einnehmen, die den Hormonhaushalt beeinflussen, wie es beim Prostatakarzinom der Fall sein kann. Häufig spielen aber psychische Gründe eine sehr große Rolle. Postoperative Erektions-, Ejakulations- oder Orgasmusprobleme können zu einem Verlust der Libido führen, wenn die Männer Versagensängste entwickeln und sich ihrer "Schwäche" schämen. Auch ein künstlicher Darmausgang kann zu großen sexuellen Problemen führen - aber da weisst du wahrscheinlich besser bescheid als wir!

Fast jede ED kann behandelt werden. Die Methoden, die man bei postoperativen Erektionsstörungen anwendet, unterscheiden sich nicht von der Therapie bei anderen Ursachen. Wenn es zu Nervenverletzungen gekommen ist, wirken medikamentöse Produkte wie Sildenafil (Viagra) eventuell nicht, da sie intakter Nerven bedürfen. Da dies individuell nicht vorhersagbar ist, sollte man es einfach ausprobieren. Helfen Medikamente nicht, gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten. Auch hier ist zu bemerken, dass Erektionsstörungen sich pstoperativ wieder verbessern können.
Schau doch mal in unseren Downloadbereich, dort findest du Beschreibungen zu allen Therapien.

Wir hoffen, dir ein wenig weitergeholfen zu haben,
viele Grüße, das ISG-Team
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