Erektile Dysfunktion im Zusammenhang mit Medikamenten
Verfasst: So, 08 Dez 2013 05:24
Liebes ISG-Team, liebe interessierte Mitleser,
zunächst einmal bin ich sehr froh, dass es diese Initiative gibt, und ich danke den Initiatoren des Vereins für das Engagement zu einer gesunden Sexualität!
Leider ist genau diese bei mir nicht mehr intakt ...
Wegen eines Tumorbefundes und zahlreicher erfolgter Operationen, von denen leider die wenigsten so gelaufen sind, wie sie geplant waren, sitze ich inzwischen im Rollstuhl und muss diverse Medikamente zur Stabilisierung meines aktuellen Zustandes einnehmen. Ich bin 36 Jahre alt und bis zu meinem Befund ein sehr glücklicher Familienvater. Meine Familie ist es auch, die mich noch am Leben hält.
Krankheitsbedingt bin ich inzwischen in eine Depression gerutscht.
Zu meiner Batterie an Medikamenten gehört neben Morphium in hoher und stetig ansteigender Dosis auch das Anti-Depressivum Saroten, welches aber auch vordergründig gegen die Schmerzen zum Einsatz kommt. Alle Medikamente muss ich zeitlebens einnehmen, wie lange das auch immer noch sein wird...
Ich möchte unbedingt so lange wie irgend möglich ein normales Leben führen. Und dazu gehört auch das Grundbedürfnis nach Sexualität.
Mit meiner Ehefrau, die ich sehr liebe, schlafe ich kaum noch. Das lag bisher auch daran, dass ich beim Sex Schmerzen hatte - so lange, bis die passende Zusammensetzung an Schmerzmitteln gefunden wurde. Inzwischen habe ich beim Sex weitestgehend keine Schmerzen mehr, so dass ich hoffte, dieses Gefühl von Wärme und Intimität wieder erleben zu können. Leider ist das nicht der Fall. Seit gut einem Jahr bin ich in den meisten Fällen sexueller Erregung nicht in der Lage, eine Erektion zu bekommen. Mein Penis versteift sich bei Erregung - wenn überhaupt - in einem Maße, dass ein Einführen in die Scheide meiner Frau ohne Hilfemittel nicht möglich wäre. Über meinen Urologen habe ich eine Vakuumpumpe verordnet bekommen. Ich empfinde zwar das Ansetzen der Vakuum-Röhre und das Gebrumme des Motors als erniedrigend - aber es hilft immerhin - mein Penis versteift sich, und mit Einsatz des dazugehörigen Stauringes ist erstmals Geschlechtsverkehr wieder möglich.
Nun zum Kern meines Beitrags ...
Ich habe irgendwo mal gelesen, dass es wichtig ist, dass der Körper in der Nacht Erektionen ausbildet, damit das Penisgewebe gut durchblutet und die Funktion des Schwellkörpers trainiert werden kann. Ich habe nun feststellen müssen, dass ich seit meiner Impotenz auch nachts keine Erektionen mehr feststellen kann. Da ich noch die kleine Hoffnung habe, dass ich vielleicht mal wieder eigenständig Erektionen ohne Pumpe haben kann, meine Frage an die Experten:
Dadurch, dass das Penisgewebe nicht mehr "trainiert" wird - besteht nun die Befürchtung, dass sich meine erektile Dysfunktion eher verschlimmern wird?
Kann ich aktiv dagegen etwas unternehmen?
Leider habe ich nur noch sehr selten Geschlechtsverkehr, leider nur noch alle paar Monate. Meine Situation fördert nicht unbedingt das Verlangen nach Sex, bei meiner Frau auch nicht mehr. Ich empfinde zwar noch Lust, aber der Sex mit meiner Frau scheint doch inzwischen eher eingeschlafen zu sein. Sex kann ich eben nur noch an "guten Tagen" praktizieren. Und wenn ich Lust empfinde, dann eben nicht unbedingt zeitgleich meine Frau.
Mein Urologe hat mir zusätzlich zum Einsatz der Vakuum-Pumpe ein Rezept für Sildenafil und Cialis, zum Testen auch Levitra, ausgestellt. Das ermöglicht, Sex ohne Pumpe haben zu können. Mit den Medikamenten komme ich - bis auf die obligatorische "verstopfte Nase" - gut zurecht. Und wieder Frage an die Experten:
Macht es Sinn, die Potenzmittel regelmäßig zu nehmen, um z.B. nächtliche Erektionen und damit wieder eine bessere Durchblutung meines Penis zu ermöglichen? Was ich ab und zu tue, wenn ich Lust verspüre - ich nehme eine Tablette des verschriebenen Potenzmittels und genieße schon mal einen Moment für mich selbst. Auch wenn ich dabei selten einen Orgasmus bekomme, ich genieße die Momente, wieder eine Erektion zu haben und mich selbst zu berühren. Mir ist klar, dass so manches in meinem Leben nicht mehr optimal verläuft - meine Sexualität, die zum größten Teil abhanden gekommen ist, gehört dazu. Meine Frau und ich sprechen viel zu selten über Sex. Manchmal spreche ich es vorsichtig an, jedoch kommt es meistens zu keinem richtigen Gespräch. Ich nutze nun dieses Forum, um mich hier erstmals zu diesem Dilemma auszutauschen. Vielleicht kann mir das ISG-Team oder andere Betroffene mit einem guten Rat helfen. Vielleicht gibt es Männer in ähnlicher Situation. Ich vermisse es schon, den Sex, so wie früher, als alles noch anders war. Die Krankheit hat sehr viel zerstört.
Danke für das Lesen und das Interesse an meiner Situation.
Viele Grüße aus Hamburg
Fabrice
zunächst einmal bin ich sehr froh, dass es diese Initiative gibt, und ich danke den Initiatoren des Vereins für das Engagement zu einer gesunden Sexualität!
Leider ist genau diese bei mir nicht mehr intakt ...
Wegen eines Tumorbefundes und zahlreicher erfolgter Operationen, von denen leider die wenigsten so gelaufen sind, wie sie geplant waren, sitze ich inzwischen im Rollstuhl und muss diverse Medikamente zur Stabilisierung meines aktuellen Zustandes einnehmen. Ich bin 36 Jahre alt und bis zu meinem Befund ein sehr glücklicher Familienvater. Meine Familie ist es auch, die mich noch am Leben hält.
Krankheitsbedingt bin ich inzwischen in eine Depression gerutscht.
Zu meiner Batterie an Medikamenten gehört neben Morphium in hoher und stetig ansteigender Dosis auch das Anti-Depressivum Saroten, welches aber auch vordergründig gegen die Schmerzen zum Einsatz kommt. Alle Medikamente muss ich zeitlebens einnehmen, wie lange das auch immer noch sein wird...
Ich möchte unbedingt so lange wie irgend möglich ein normales Leben führen. Und dazu gehört auch das Grundbedürfnis nach Sexualität.
Mit meiner Ehefrau, die ich sehr liebe, schlafe ich kaum noch. Das lag bisher auch daran, dass ich beim Sex Schmerzen hatte - so lange, bis die passende Zusammensetzung an Schmerzmitteln gefunden wurde. Inzwischen habe ich beim Sex weitestgehend keine Schmerzen mehr, so dass ich hoffte, dieses Gefühl von Wärme und Intimität wieder erleben zu können. Leider ist das nicht der Fall. Seit gut einem Jahr bin ich in den meisten Fällen sexueller Erregung nicht in der Lage, eine Erektion zu bekommen. Mein Penis versteift sich bei Erregung - wenn überhaupt - in einem Maße, dass ein Einführen in die Scheide meiner Frau ohne Hilfemittel nicht möglich wäre. Über meinen Urologen habe ich eine Vakuumpumpe verordnet bekommen. Ich empfinde zwar das Ansetzen der Vakuum-Röhre und das Gebrumme des Motors als erniedrigend - aber es hilft immerhin - mein Penis versteift sich, und mit Einsatz des dazugehörigen Stauringes ist erstmals Geschlechtsverkehr wieder möglich.
Nun zum Kern meines Beitrags ...
Ich habe irgendwo mal gelesen, dass es wichtig ist, dass der Körper in der Nacht Erektionen ausbildet, damit das Penisgewebe gut durchblutet und die Funktion des Schwellkörpers trainiert werden kann. Ich habe nun feststellen müssen, dass ich seit meiner Impotenz auch nachts keine Erektionen mehr feststellen kann. Da ich noch die kleine Hoffnung habe, dass ich vielleicht mal wieder eigenständig Erektionen ohne Pumpe haben kann, meine Frage an die Experten:
Dadurch, dass das Penisgewebe nicht mehr "trainiert" wird - besteht nun die Befürchtung, dass sich meine erektile Dysfunktion eher verschlimmern wird?
Kann ich aktiv dagegen etwas unternehmen?
Leider habe ich nur noch sehr selten Geschlechtsverkehr, leider nur noch alle paar Monate. Meine Situation fördert nicht unbedingt das Verlangen nach Sex, bei meiner Frau auch nicht mehr. Ich empfinde zwar noch Lust, aber der Sex mit meiner Frau scheint doch inzwischen eher eingeschlafen zu sein. Sex kann ich eben nur noch an "guten Tagen" praktizieren. Und wenn ich Lust empfinde, dann eben nicht unbedingt zeitgleich meine Frau.
Mein Urologe hat mir zusätzlich zum Einsatz der Vakuum-Pumpe ein Rezept für Sildenafil und Cialis, zum Testen auch Levitra, ausgestellt. Das ermöglicht, Sex ohne Pumpe haben zu können. Mit den Medikamenten komme ich - bis auf die obligatorische "verstopfte Nase" - gut zurecht. Und wieder Frage an die Experten:
Macht es Sinn, die Potenzmittel regelmäßig zu nehmen, um z.B. nächtliche Erektionen und damit wieder eine bessere Durchblutung meines Penis zu ermöglichen? Was ich ab und zu tue, wenn ich Lust verspüre - ich nehme eine Tablette des verschriebenen Potenzmittels und genieße schon mal einen Moment für mich selbst. Auch wenn ich dabei selten einen Orgasmus bekomme, ich genieße die Momente, wieder eine Erektion zu haben und mich selbst zu berühren. Mir ist klar, dass so manches in meinem Leben nicht mehr optimal verläuft - meine Sexualität, die zum größten Teil abhanden gekommen ist, gehört dazu. Meine Frau und ich sprechen viel zu selten über Sex. Manchmal spreche ich es vorsichtig an, jedoch kommt es meistens zu keinem richtigen Gespräch. Ich nutze nun dieses Forum, um mich hier erstmals zu diesem Dilemma auszutauschen. Vielleicht kann mir das ISG-Team oder andere Betroffene mit einem guten Rat helfen. Vielleicht gibt es Männer in ähnlicher Situation. Ich vermisse es schon, den Sex, so wie früher, als alles noch anders war. Die Krankheit hat sehr viel zerstört.
Danke für das Lesen und das Interesse an meiner Situation.
Viele Grüße aus Hamburg
Fabrice