hilfe beim phänomen der "versagensangst"

Willkommen in unserem Forumsbereich "Erektionsstörungen"

Moderator: ISG-Team

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chri.
Beiträge: 2
Registriert: Mi, 09 Aug 2006 10:41
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hilfe beim phänomen der "versagensangst"

Beitrag von chri. »

hallo,

ich bin ende 20 und hatte in den letzten 10 jahren eigentlich immer eine partnerin, habe immer in beziehung gelebt und somit auch ein sexualleben zu zweit. Allerdings keinen geschlechtsverkehr aufgrund von ed. Körperliche ursachen sind wohl auszuschliessen, das war jedenfalls auch der schluss des urologen, der mich untersucht hat. Versuche mit viagra oder anderen potenzsteigernden mittel haben, vielleicht schon eine kleine verbesserung herbeigeführt, aber das problem im kern ist noch nicht gelöst (und diese lösung ist auf dauer nicht finanzierbar). Das problem ist eindeutig im kopf. In euren informationsmaterialien hatte ich das erste mal das gefühl mich und mein problem wieder zu finden. Das phänomen, das ihr als „versagensangst“ beschreibt kommt der ursache meines problems wohl am nächsten.
Ich wohne in berlin und möchte das problem anpacken, d.h. den richtigen arzt aufsuchen. Können sie mir einen, der in der liste aufgeführten ärzte, empfehlen?
Und dann stellt sich auch hier die frage nach den kosten. Ich bin noch student, übernimmt die krankenkasse diese behandlung oder zumindest einen teil?
Mit was für kosten hätte man dann zu rechnen?

viele grüße,

und danke für diese seite und das forum.

chri.
ISG-Team
Beiträge: 969
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Beitrag von ISG-Team »

Hallo!

Wie Sie in Ihrer Nachricht schreiben, gehen Sie selbst davon aus, das Ihre Erektionsstörung eine psychische Ursache hat.
Dieses ist, wie Sie bestimmt in unserem Infomaterial gelesen haben, durchaus möglich.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, körperliche Ursachen für eine Erektile Dysfunktion (ED) auszuschliessen. Den dazu nötigen Besuch beim Urologen haben Sie nun schon hinter sich.
Der nächste Schritt bei ausgeschlossenen körperlichen Ursachen für die ED ist die Behandlung eventueller psychischer Ursachen.
Eine Institution, die Ihnen einen geeigneten Therapeuten vermitteln kann, ist proFamilia: www.profamilia.de. Sicherlich gibt es auch in Ihrer Nähe eine Niederlassung.
Einen bestimmten Experten aus unserem Pool wollen wir hier nicht empfehlen, suchen Sie sich doch am besten jemanden in Ihrer Nähe heraus: Homepage --> unser Service für Sie --> Expertenpool.

Viel Erfolg!
Ihr ISG-Team
Zuletzt geändert von ISG-Team am Mi, 09 Aug 2006 18:15, insgesamt 1-mal geändert.
Guenther
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Beitrag von Guenther »

Hallo chri,
eine gute Möglichkeit, Versagensangst abzubauen, besteht in dem offenen Gespräch mit anderen Betroffenen. In Berlin wird sich hoffentlich noch im Herbst eine Selbsthilfegruppe bilden. Lies dir dazu bitte auch mal die Seite http://www.isg-info.de/selbsthilfe.php durch.

Hast du Interesse daran? Dann melde dich bitte mal per E-Mail (gs@isg-info.org) bei mir. Ich halte dich gerne über weitere Aktivitäten in Berlin auf dem Laufenden.

Übrigens wird am 30. August um 20:15 Uhr im Gesundheitsmagazin Quivive beim RBB-Fernsehen ein Beitrag über Erektionsstörungen gesendet, bei dem es auch um die geplante Selbsthilfegruppe geht.
Günther
Selbsthilfegruppe Erektile Dysfunktion (Impotenz)
chri.
Beiträge: 2
Registriert: Mi, 09 Aug 2006 10:41
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versagensangst

Beitrag von chri. »

hallo liebes forum,

nach lage der dinge, bzw. nach meiner einschätzung, ist also die psychosexuelle therapie, die behandlungsmöglichkeit, die am ehesten auf mein problem zuzutreffen scheint.
in eurer antwort schreibt ihr nichts zu der bezahlung der therapie, allerdings konnte ich aus dem infomaterial (...großes kompliment dazu: kurz, aber doch umfassend und präzise...) entnehmen, dass es doch grund zur hoffnung für eine übernahme oder eine teilübernahme der kosten durch die krankenkasse gibt.
ich bin fest entschlossen einen der fachärzte auszusuchen.
nun habe ich aber noch ein paar fragen zu dieser therapie, einfach um besser einschätzen zu können worauf ich mich einlasse.
ihr schreibt von "in der regel kurzdauernden therapie"; auch wenn dies sicherlich nicht pauschal zu sagen ist, aber wie lange würde/könnte sich dies hinziehen- zeitraum, anzahl der sitzungen?
ihr schreibt weitergehend von "einem bestimmten übungsprogramm", ich nehme an, es handelt sich dabei um übungen zu zweit. könntet ihr mich aufklären wie dieses übungsprogramm aussehen könnte, bzw. wo kann man mehr über dieses übungsprogramm oder die möglichkeiten, die bandbreit der übungen erfahren. es wäre mir wichtig hierzu meine vorstellung zu konkretisieren, da ich noch überzeugungsarbeit zu leisten habe. bisher verweigert sich meine partnerin- wohl als folge ihrer frustration über unsere sexualität, beziehungsweise über meinen umgang mit dem problem- mich zu begleiten oder mich zu unterstützen. sie steht auf dem, nach ihrer eigenen einschätzung konservativen oder altmodischen standpunkt, der mann habe habe sein problem alleine in die hand zu nehmen und zu lösen. ich brauche also gute argumente um sie überzeugen zu können und je genauer meine vorstellung bezüglich der therapie und des übungsprogramms sind, desto besser wird meine überzeugungsarbeit sein können.
gibt es denn nicht auch gute literaur zu genau diesem thema, also zu diesen übungen?
ich bin gerade zeitlich extrem eingebunden aufgrund eines wichtigen projektes. d.h. vor oktober werde ich wohl nicht mit der therapie anfangen können. ist es trotzdem sinnvoll möglichst bald einen arzt oder therapeuten aufzusuchen? wie lange sind die wartezeiten?

viele fragen...

bis bald,

chri.
ISG-Team
Beiträge: 969
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Beitrag von ISG-Team »

Hallo,

Sie können sich an Pro Familia wenden. (zu finden in jeder größeren Stadt, einfach bei Google Pro Familia und den Namen der Stadt eingeben). Dort können sie ein kostenfreies Vorgespräch führen, um zu besprechen welche Form einer Therapie für sie in Frage kommen würde. Es gibt dort Therapeuten vor Ort oder man kann sie weitervermitteln. Auch die Frage der Kostenübernahme können sie dort klären.

Mit freundlichen Grüßen,
ihr ISG-Team
Vita
Beiträge: 81
Registriert: Mo, 31 Jul 2006 03:10

Beitrag von Vita »

hmm - ich habe mal gelesen, dass Männer Erektionsstörungen haben können, wenn sie Bindungsängste haben...
@ Chris - horch doch mal in Dich hinein, vielleicht liegt da der Kasus Knacktus?

Gruß Vita
Guenther
Beiträge: 133
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Beitrag von Guenther »

Hallo chri,
du bist zwar fest davon überzeugt, dass deine Erektionsstörung psychisch bedingt ist, trotzdem noch eine Bemerkung dazu. Viele Ärzte sagen gerade bei jungen Männern sehr schnell, dass die Ursachen von Erektionsstörungen psychisch sind. Das stimmt statistisch gesehen auch. Aber die Statistik sagt nun mal nichts über den Einzelfall aus. Da hilft nur, dass Mann sich informiert, welche Untersuchungen bei einer Erektionsstörungen sinnvoll sind. Solche Informationen findest du in dem ISG-Infoblatt "Erektionsstörungen", und wenn du mal mit Google nach "erektionsstörung diagnose" suchst. Ein Arzt wird nicht in jedem Fall alle Untersuchungen durchführen, aber wenn du weißt, was zu einer gründlichen Untersuchung gehört, dann kannst du gezielt nachfragen, warum eine bestimmte Untersuchung bei dir nicht durchgeführt wurde.

Wenn Erektionsstörungen hauptsächlich psychisch bedingt sind, dann ist eine abgestufte Vorgehensweise sinnvoll, denn nicht jedes psychische Problem bedarf gleich einer Psychotherapie. Ich sehe da folgende Schritte:
  1. Selbsthilfe: Wenn Versagensangst eine große Rolle spielt (und das ist eigentlich immer der Fall), dann macht es natürlich Sinn, eine Situation zu schaffen, in der es kein "Versagen" gibt. Das heißt konkret, dass ihr euch erst mal auf Spielarten der Sexualität ohne Penetration konzentriert. Es gibt ja eine Reihe von Möglichkeiten, bei der beide Partner auch ohne Erektion zum Höhepunkt kommen. Natürlich setzt das voraus, dass du dich mit deiner Partnerin offen über eure gegenseitige Wünsche und Erwartungen beim Sex unterhalten kannst. Außerdem kann es viel Spaß machen, herauszufinden, was der Partner als besonders erregend empfindet. Es tut dem in der Regel angeschlagenen Selbstwertgefühl jedes Mannes mit Erektionsstörungen gut, wenn er die Erfahrung macht, dass er seine Partnerin trotzdem befriedigen kann. Zur Selbsthilfe kann auch das Gespräch mit Menschen gehören, die du als kompetent ansiehst und zu denen du ein besonderes Vertrauen hast. Deshalb hatte ich in meinem ersten Beitrag in diesem Thread eine Selbsthilfegruppe erwähnt.
  2. Sexualberatung: Eine Sexualberatung sollte (wie auch bei einer Therapie) am Anfang das Beratungsziel und der Umfang der Beratung (z.B. max. 10 Stunden) klar festgelegt werden. Nach der Hälfte der Zeit ist eine Zwischenbilanz sinnvoll. Bei einer Beratung wird es im wesentlichen darum gehen, die Barrieren zu entdecken und abzubauen, die eine problemfreie Sexualität behindern. Kompetente SexualberaterInnen erkennen aber sehr schnell, ob die Beratung ausreichen wird, oder ob tiefer liegende Probleme vorhanden sind, die dann eine Therapie notwenig machen. Welche Therapie das ist, das hängt von den sichtbar gewordenen Problemen ab, es wird nicht immer eine Sexualtherapie sein. Wie vom ISG-Team schon geschrieben, ist ProFamilia eine gute Anlaufstelle für eine Beratung. In Berlin sind mir noch andere Möglichkeiten bekannt, die ich dir bei Bedarf mitteilen kann.
  3. Sexualtherapie: Was in einer Sexualtherapie geschieht, das hängt stark von dem Therapeuten ab. Die Grundform der Sexualtherapie geht so vor, dass das Paar sich in mehreren Stufen neu an den GV annähert und die bei dieser Annäherung auftretenden Probleme in der Therpie bearbeitet. Dazu bekommt das Paar als erste Hausaufgabe, sich bis zur nächsten Sitzung nur zu Streicheln, allerdings ohne Berührung der Brüste und Genitalien. GV ist strikt verboten. Bei der nächsten Sitzung werden dann die dabei gemachten Erfahrungen besprochen. Abhängig von den Erfahrungen und dem Gespräch mit dem Therapeuten wird dann der nächste Schritt festgelegt oder die aktuelle Hausaufgabe beibehalten. Der nächste Schritt wäre dann z.B. Zärtlichkeiten, die die Berührung der Genitalien einschließen und so geht es weiter bis zum GV. Wichtig dabei ist die Bearbeitung der bei den einzelnen Aufgaben gemachten Erfahrungen in der Therapiesitzung, deshalb kann man eine Sexualtherapie nicht im do-it-yourself-Verfahren anhand einer Beschreibung der Übungen durchführen.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du deinen, oder besser gesagt euren, Weg zu einer glücklichen Sexualität findest.
Günther
Selbsthilfegruppe Erektile Dysfunktion (Impotenz)
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