Mein Freund schläft viel zu wenig mit mir

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Nicole M
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Registriert: Mi, 17 Feb 2010 17:18

Mein Freund schläft viel zu wenig mit mir

Beitrag von Nicole M »

Soeben habe ich dieses Forum gefunden und bin sehr froh darüber, weil ich hoffe, hier Tipps oder sogar Hilfe zu meinem aktuellen Problem zu bekommen. Ich kann da sonst mit niemandem drüber reden.

Ich bin mit meinem Freund seit vier Jahren zusammen. Ich hatte viele Männer, aber bei ihm wusste ich irgendwie sofort, dass er der Richtige ist. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass ich irgendwann ein Mal Probleme mit Sexualität bekommen werde. Ich bin absolut zufrieden in unserer Beziehung, er ist ein Traum von einem Mann, aber sexuell gesehen bringt er mich wirklich an meine Grenzen. Für mich ist es normal, wenn ich fünf bis sieben Mal die Woche Sex habe. Dabei reicht auch mal eine schnellere Nummer. In den Zeiten als ich Single war, war es OK wenn ich mal bis zu 8 Wochen keinen Sex hatte, danach wurde das Verlangen dann aber akkut und ich hatte auch immer meine "Kandidaten", die für meine Befriedigung da waren. Das Gefühl des sexuellen Mangels kenne ich also nicht, weder zu Single- noch zu Beziehungszeiten. Man muss noch dazu sagen, dass mein Freund und ich Anhänger des BDSM sind, wobei wir uns aber meines Erachtens auf einem sehr gesunden Level diesbezüglich bewegen. Als wir uns kennen lernten war alles perfekt sowohl was die ganz normale Sexualität als auch den SM-Teil anging. Ich trenne das ein bisschen, weil nicht immer alles gleichzeitig stattfindet. Anfangs war er noch Student, dann begann er zu arbeiten. Leider haben wir durch seinen Beruf große Trennungsphasen von 16 bis 20 Wochen. Dann haben wir aber wieder 8 bis 12 Wochen wo er zu Hause ist und wo wir Zeit haben uns nur um uns zu kümmern. Die ersten beiden Trennungsphasen waren für mich kein Problem. Wohl aber spürte ich schon nach der ersten Trennungsphase die Probleme, die später immer stärker werden sollten. Er konnte sich überhaupt nicht mehr entspannen, rotierte im Kreis und war völlig gestresst obwohl er frei hatte. Damals ging es los, dass sich sein Stress auf unser SM-Leben niederschlug. Ich habe versucht, ihm das klar zu machen, weil ich schon damals dachte, dass man so was ernst nehmen sollte. Zuerst hatte ich das Gefühl, ich rede gegen eine Wand, was ich sonst bei ihm nie habe. Doch ich insistierte, weil ich das gelöst haben wollte. Das ist ein Teil meiner Sexualität auf den ich nicht verzichten will. Es gab schon von Anfang an zwei Dinge, auf die ich wirklich verzichten muss, was mir nicht passt aber was ich irgendwie hinbekomme. Das ist das Küssen und Oralverkehr (er bei mir). Es fiel mir von Anfang an nicht leicht, vor allem hinzunehmen, dass er nie küssen wollte, weil ich das so sehr liebe und weil es für mich eigentlich zum Vorspiel gehört. Im Gegenzug bekommt er aber von mir alles was er will, ich schließe keine der gängigen Sexualpraktiken aus.

Als ich ihn immer wieder auf meinen Mangel im Bereich SM hinwies, an einem Abend auf dem Weg zu einer Szeneveranstaltung im Auto, schrie er mich zusammen. Von wegen er würde das ja nicht mit Absicht tun und ich solle Verständnis haben für seine Lage und seinen Stress und nicht so selbstsüchtig sein. Ich bin ein Mensch, der dazu neigt, sich emotional zurück zu ziehen und in diesem Moment tat ich das, obwohl er es als erster Mann geschafft hat, dass ich mich mal wirklich geöffnet habe. In der Zeit die auf diesen Vorfall folgte, gab es ab und zu SM aber nicht regelmäßig. Ich bin irgendwie damit klar gekommen, wir hatten ja noch normalen Sex, der zu dieser Zeit noch ganz gut funktionierte.

Als nächstes kam eine Phase als wir unsere Trennungsphase unterbrechen konnte, indem ich zu ihm flog wo er arbeitete. Für drei Wochen. Wir hatten in diesen drei Wochen zwei Mal Sex und ich war schwer enttäuscht und dachte mir, ich müsse Verständnis haben für seine berufliche Situation. Aber nicht die Enttäuschung war das schlimmste, sondern mein ungestilltes sexuelles Verlangen, das mich seit damals quält. Das war vor etwa 1 1/2 Jahren nun. Es wurde nämlich nichts besser. In der folgenden Zeit nahm nun nach dem SM auch die Sexualität zwar langsam aber stetig ab. Er begann uns ein Sex-Zimmer zu bauen, versprach sich viel davon (ich nicht). Es brachte ein bisschen was, aber nicht genug. Immer wieder versuchte ich mit ihm zu reden, immer wieder versuchte ich ihm vor allem meinen Leidensdruck klar zu machen und er versprach immer Besserung. In unserer letzten Trennungsphase wurde es dann so schlimm, dass ich depressiv wurde. Das Thema Depression kenne ich an mir und ich weiß genau, dass es immer dann auftritt, wenn ich mich selbst emotional vernachlässige, Gefühle verdränge etc. Ich war alleine und hatte einerseits ein sexuelles Verlangen. Sobald ich das dann andererseits mit Selbstbefriedigung zu lösen versuchte, fiel ich hinterher in ein tiefes Loch, weinte Stunden lang und brauchte drei Tage um mich wieder aus diesem Loch heraus zu kämpfen. Er war bestürzt über meinen Zustand und gelobte Besserung. Er sagte, er habe einen Plan und so überstand ich die restliche Trennungszeit auch indem ich versuchte mein sexuelles Verlangen zu ignorieren und mich nur noch selbst zu befreidigen wenn es gar nicht anders ging. In dieser Zeit fing es auch an, dass das Thema begann an meinem Selbstvertrauen zu kratzen. Ich fühlte mich hässlich und nicht mehr als Frau, wenn mich mal ein Mann auf der Straße oder im Cafe ansprach gab mir das einen riesigen positiven Schub für mein Selbstvertrauen, dass ich für die nächsten drei Tage glücklich war. Außerdem blieben meine Tage aus und ich habe sie seit diesem Zeitpunkt nicht mehr regelmäßig. Auch das kenne ich, dass mein Körper damit auf Stress oder belastende Dinge reagiert.

Dann kam mein Freund zurück. Ich natürlich mit der riesigen Erwartungshaltung. Er hatte ja einen Plan. Es stellte sich heraus, dass er mir eine andere Frau als quasi Ersatzsexualpartnerin suchen wollte für die Zeiten wenn er nicht bei mir ist. So hatte ich mir den Plan aber nicht vorgestellt, weil ich 1. mit Frauen sexuell nur bedingt was anfangen kann und weil ich es 2. ja von ihm will. Außerdem kann mich eine Frau nicht ficken um das mal ganz deutlich zu sagen. Des weiteren ist es für mich noch viel, viel schwieriger eine Frau zu finden, mit der ich in diesem Bereich was anfangen kann als das bei einem Mann der Fall ist. So eine findet man nicht mal kurz so.

Es ging dann weiter, dass ich versuchte, ihn dazu zu bringen, sich endlich mal um sich selbst und um mich zu kümmern, doch wie immer hatte ich keine Chance. Er kann sich einfach nicht entspannen, reagierte mit Wut und Genervtheit auf meine Versuche. Zusätzlich trat bei mir dann auch noch das emotionale Chaos auf. Ich war (und bin) beleidigt mit ihm, weil er mich vernachlässigt und das schon so lange. Ich will das nicht zulassen, weil ich ja weiß, es macht nichts besser, wenn ich jetzt auch noch Theater mache, aber ich kann das mittlerweile nicht mehr kontrollieren. Ich trotzte und zog mich in mein Schneckenhaus zurück, was für ihn natürlich ein gefundenes Fressen war, nach dem Motto: Wie soll ich denn bitte Sex mit dir machen, wenn ich schon gar nicht mehr an dich ran komme. Ich wurde wütend, ich brüllte rum, machte ihm zum ersten Mal Vorwürfe, alles in der Absicht, ihm endlich die Dringlichkeit meiner Lage bewusst zu machen. Nur um mal klar zu machen, wie viel Sex wir haben: im Schnitt ein Mal die Woche und oft heißt das für mich dann auch nur auf dem Rücken liegen und mir einen Orgasmus machen lassen. Mittlerweile habe ich eine riesige Abneigung dagegen entwickelt. Ich komme mir dann nämlich kein bisschen begehrt vor, sondern nur wie eine blöde Kuh, die sich bedienen lässt. Begehrt werden, Leidenschaft alles Fehlanzeige. Dabei bin ich mir so sicher, dass er mich liebt wie keinen anderen Menschen auf dieser Welt und ich weiß auch, dass ich attraktiv bin, nur kann ich mich nicht mehr so fühlen, weil ausgerechnet der Mann bei dem es mir so wichtig ist, mir nicht das Gefühl geben kann.

Irgendwann rauften wir uns unter Tränen, Drama und Selbstvorwürfen seinerseits zusammen und versuchten die Blockade zu durchbrechen. Ich schaffte es irgendwie über meinen Trotz hinweg und wenn wir dann mal Sex haben, dann ist der so gut wie mit keinem anderen Mann zuvor. Klar, weil die Gefühle stimmen. Ich dachte wir hätten es geschafft, doch es folgte eine weitere Woche ohne Sex. Ich war wieder stinkig ohne Ende. Es ging los, dass ich überhaupt keine Lust mehr hatte, noch irgendwas für ihn zu tun, ich wollte weder kochen noch putzen noch seine Wäsche waschen und wenn ich es tat, dann mit einer riesigen Aggression in mir. Dann kam so eine Art Geständnis von ihm. Sein Vater (der meines Erachtens nicht ganz dicht war), hatte sich mit seinem Sohn schon im Alter von 10 Jahren hingesetzt und ihm im Playboy gezeigt, wie eine Frau auszusehen hat. Die Story kannte ich schon und ich weiß, dass mein Freund dadurch ein verzerrtes Frauenbild hat. Das scheint er nicht mit der Vernunft in den Griff zu bekommen. Nun bin ich garantiert alles andere als unattraktiv, aber so wie ein Playmate sehe ich nun auch nicht aus. Er behauptet auch, dass er mich schön findet und trotzdem kommt in ihm ein Ekelgefühl auf, immer dann kurz bevor es zu sexuellen Handlungen kommt. Er findet dann irgendwas, entweder meine Brust, meinen Bauch oder die Jogginghose, die ich gerade zufällig trage (weil ich nicht wie sein Vater ihm das eingepflanzt hat, den ganzen Tag in Dessous rumrenne und es auch gar nicht einsehe, mich derart anzubiedern. Das fühlt sich erniedrigend an für mich).

Ja, an dem Punkt sind wir nun und wir haben gerade wieder eine Trennungsphase. Immerhin habe ich den Eindruck, dass er mittlerweile den Ernst der Lage begriffen hat und auch dass es nicht an mir liegt. Er versuchte immer, mir zu sagen es wäre nicht normal, dass man nur aus Sex so viel Selbstwertgefühl zieht wie ich. Vielleicht hat er da sogar recht, aber ich denke: Gut, vielleicht habe ich diese eine Baustelle, dann hat er aber trotzdem noch mindestens fünf mehr als ich. Ich meine, welche Frau kommt schon damit klar, wenn sie hört, dass ihr Freund sich vor ihr ekelt, ganz egal ob das ein realistisches Gefühl ist oder nur eine komische Konditionierung. Ich habe ihm gesagt, dass das besser werden muss, dass ich vieles akzeptieren kann aber nicht nur ein Mal die Woche Sex wenn wir uns im ganzen Jahr gerade mal 24 Wochen sehen wenns hoch kommt. Eigentlich müsste doch gerade dann das Verlangen hoch sein. Ist es bei mir auch, nur bei ihm eben nicht.

Bisher bin ich nicht fremd gegangen. Eigentlich widerspricht das auch den Grundsätzen auf denen unsere Beziehung beruht und ich möchte das nicht zerstören, was uns verbindet. Ich hatte da so eine Anfrage von einem anderen Mann, der auch in einer Beziehung lebt, sich dort aber nicht voll ausleben kann und dem entsprechend Absprachen mit seiner Freundin getroffen hat. Ich habe es meinem Freund erzählt, seither hasst er diesen Typen (der das Angebot nur gemacht hat, weil er weiß, dass ich viel alleine bin, nicht weil er von unseren Problemen weiß). Ich denke einer solchen Variante wird mein Freund nie zustimmen, aber ich frage mich: Was ist denn mit mir und meinen Bedürfnissen, die schon so lange zu kurz kommen und die ich nicht abstellen kann?
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Re: Mein Freund schläft viel zu wenig mit mir

Beitrag von ISG-Team »

Guten Tag Nicole
Sie beschreiben sehr genau Ihre Situation.
Ich habe den Eindruck, dass es bei Ihnen Beiden bestimmt nicht falsch wäre, einmal über eine Psychotherapie nachzudenken. Es scheint doch ein vielschichtiges Problem zu bestehen in Ihrer Partnerschaft.
Die Profamilia-Stellen in den meisten Städten haben Adressen von Sexualtherapeuten, mit denen Sie all diese Themen besprechen können.
Sollten Sie weitere Informationen benötigen, können Sie auch gerne bei unserer Hotline anrufen.
Alles Gute auf Ihrem weiteren Weg
Ihr ISG Team
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