Hallo User!
Es freut mich, dass Sie den Mut finden, hier von Ihren Problem mit dem Orgasmus zu berichten, denn es ist etwas, das viele Frauen beschäftigt und bedrückt, aber nur wenige trauen sich, offen darüber zu sprechen. Ab einem gewissen Alter wird in unserer Gesellschaft ein ganze Menge an sexueller Erfahrung und „Können“ vorrausgesetzt. In den Medien wird häufig der Eindruck erweckt, alle Menschen hätten ausschließlich phantastischen Sex und multiple Orgasmen. Dabei ist gerade letzteres für Frauen eher die Ausnahme als die Regel und schon das Erreichen eines einzigen Orgasmus häufig ein Problem.
Für Sexualstörungen der Frau macht man sowohl körperliche als auch psychische Erkrankungen verantwortlich. Zum Beispiel können Verletzungen und Operationen im Beckenbereich oder ein Diabetes zu einer Schädigung der Nerven führen, die für die Empfindlichkeit und die Befeuchtung im Bereich der Vagina zuständig sind. Störungen des Hormonhaushalts, wie sie in den Wechseljahren anzutreffen sind, beeinflussen ebenfalls die Feuchtigkeit der Scheide und die Libido. Verschiedene Medikamente können das Lustempfinden der Frau verändern, vor allem Präparate aus dem Bereich der Psychopharmaka.
Sei beschreiben, dass eigentlich alles, was vor dem Orgasmus passiert, normal funktioniert. Das heißt also, dass Sie Lust auf Sex verspüren, Berührung (auch im Genitalbereich) Sie erregt und die Scheide feucht wird. Das bedeutet, dass die Strukturen des Körpers, die diese Vorgänge bewirken, intakt sind. Ausgelöst wird der Orgasmus am leichtesten bei Stimulation der Klitoris. Einige Frauen kommen allein durch die vaginale Reizung beim Geschlechtsverkehr zum Höhepunkt, sie stellen aber (entgegen der weitverbreiteten Meinung) nicht die Mehrheit dar. Bisher ist noch keine körperliche Erkrankung bekannt (außer der Beschneidung der Klitoris, wie sie in manchen afrikanischen Ländern praktiziert wird), die das alleinige Fehlen des Orgasmus bewirkt. So eine Störung ist meistens auf psychische Ursachen zurückzuführen. Zum Beispiel können eine chronische Überbelastung im Beruf und in der Freizeit oder Partnerschaftsprobleme zu einer starken Anspannung führen, die das „Fallenlassen-Können“, das man für ein befriedigendes sexuelles Erlebnis braucht, erschweren. Schlechte erste sexuelle Erfahrungen, eine Tabuisierung der Sexualität in der Erziehung oder gar sexueller Missbrauch können das Auftreten von Sexualstörungen begünstigen. Viele Frauen geraten dabei in eine Art Teufelskreis, da sie ihre Probleme nicht äußern und Orgasmen vortäuschen, um diese „Schwäche“ vor dem Partner nicht zugeben zu müssen. Je häufiger sie dies tun, desto schwerer fällt es ihnen, darüber zu sprechen. Wahrscheinlich kennen sie das Gefühl, den Orgasmus mit allen Mitteln erreichen zu wollen (was Anspannung bedeutet) – und gerade dann kommt er nicht. Versuchen Sie deswegen als ersten Schritt, das Ziel der Sexualität nicht im Erreichen des Orgasmus zu sehen, sondern probieren Sie, zunächst all die anderen Dinge, die damit verbunden sind, ganz tief zu genießen. Seien Sie ehrlich, wenn Sie zu müde sind oder keine Lust haben, denn das sind schlechte Voraussetzungen, um wirklich loszulassen.
Auf Dauer ist Sex ganz ohne Orgasmus aber sicher frustrierend, deswegen empfehlen wir Ihnen als ersten Ansprechpartner den/die Frauenarzt/-ärztin. Durch eine ausführliche Untersuchung und Bestimmung der Hormonspiegel sollten körperliche Erkrankungen ausgeschlossen werden. Wenn diese Untersuchungen keine Erklärung liefern, sollten Sie überlegen, einen Sexualtherapeuten zu Rate zu ziehen. Adressen und Tipps finden Sie bei Pro Familia, deutsche Gesellschaft für Sexualberatung e.V.,
http://www.profamilia.de.
Einen wichtigen Schritt zur Überwindung von Orgasmusstörungen haben Sie schon getan: die Selbstbefriedung. Um gemeinsam mit dem Partner befriedigenden Sex zu erleben, ist es wichtig, den eigenen Körper gut zu kennen. Eine amerikanische Sexualtherapeutin, Lonnie Barbach, hat in den USA sogenannte Orgasmusgruppen gegründet, in denen Sie Frauen mithilfe von masturbatorischen Übungen weiterhalf. Eine gute Anleitung zur „Selbsttherapie“ bietet ihr Buch „For Yourself“.