Keine Lust auf Sex

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Gast

Keine Lust auf Sex

Beitrag von Gast »

Sehr geehrte Damen und Herren,

in den ersten Jahren unserer 17-jährigen Ehe hatten wir etwa ein- bis zweimal pro Woche Geschlechtsverkehr, nach zwei Geburten wurde meine Lust geringer, allerdings stellten sich auch Schmerzen während des gesamten Vorgangs ein. Leider ging mein Mann selten bis nie auf meinen Wunsch nach etwas Speichel als Gleitmittel ein. So endete Verkehr für mich fast regelmäßig mit starkem Wundsein, öfter auch Entzündungen, Pilzerkrankungen... Seitdem findet Sexualität zwischen uns nicht mehr statt.
Erst vor zwei Jahren kam ich der medizinischen Ursache meinerseits auf die Schliche: Es wurde ein primäres Sjögren-Syndrom diagnostiziert, das die Scheidentrockenheit bewirkt.
Unsere Partnerschaft hatte bis dahin schon ziemlich gelitten, so daß wir seit zwei Jahren eine Paartherapie machen. Gerade, als ich das Gefühl hatte, einen Silberstreif am Horizont zu entdecken im Aufeinanderzugehen, mußte ich feststellen, daß mein Mann im Internet Pornoseiten konsumiert. Es gibt wahrscheinlich noch schlimmere Seiten, aber ich fand die abgespeicherten Bilder schon ekelhaft genug. Außerdem war für mich neu, welche Phantasien er hat, z.B. mit der Nachbarin. Seitdem kann ich mich eigentlich nur noch ekeln, fühle mich belogen und was in der Therapie erreicht wurde, scheint mir hinfällig.
Wie soll es weitergehen?
ISG-Team
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Beitrag von ISG-Team »

Hallo Userin,

es ist gut zu verstehen, dass jahrelange Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sie die Lust daran verlieren lassen. Zumindest wissen sie nun, woher die Trockenheit der Scheide und die damit verbundenen Schmerzen und Infektionen kommen, auch wenn es für diese Erkrankung keine ursächliche Behandlung gibt.
Mit der zweijährigen Paartherapie haben sie und ihr Mann viel Ausdauer gezeigt und den Willen, ihr Verhältnis zueinander zu verbessern und Probleme zwischen ihnen anzupacken. Und wie sie sagen, hat diese lange Zeit (wenn auch nur ein Silberstreif) Früchte getragen. Und nun ihre Entdeckung der Pornobilder, die all das, was sie erreicht haben, zunichte zu machen scheint. Wahrscheinlich haben sie das Gefühl, ihr Mann sei nicht wirklich an ihnen und ihrer Ehe interessiert. Die Tatsache, dass er Bilder anderer Frauen erotisch findet, fühlt sich an wie ein Betrug, wie ein Seitensprung. Seine Phantasien und Vorstellungen von Sexualität scheinen überhaupt nicht zu den ihren zu passen. So ähnlich empfinden sicher viele Frauen, die eine solche Entdeckung machen. Und doch darf man die Sache nicht überbewerten. Der florierende Markt in der Pornoindustrie spiegelt das große Interesse der meist männlichen Kunden wider. Und diese finden sich nicht nur in bestimmten Kreisen, sondern in allen Schichten und Altersgruppen. Erklärbar ist das durch die schnelle Erregung, die visuelle Reize bei den meisten Männern auslösen.
Masturbation ist ein Thema, über das in vielen Beziehungen nicht gesprochen wird, obwohl sie sicher in der Mehrzahl der Fälle durchgeführt wird. Viele Männer nutzen sie, um die sexuelle Lust, die immer wiederkehrt, abzubauen, besonders dann, wenn sie selten oder keinen Geschlechtsverkehr haben. Um die Erregung dabei schneller aufzubauen, nehmen viele Männer Pornobilder zur Hilfe. Das mag für sie, die damit nichts anfangen können, abstoßend und verletzend sein und das Gefühl auslösen, nicht gut und attraktiv genug zu sein. Aber es geht dem Mann beim Betrachten der Bilder nicht darum, mit einer anderen Frau schlafen zu wollen, sondern sich durch die Darstellung von erotischen Szenen anregen zu lassen.
Ähnlich verhält es sich mit sexuellen Phantasien. Vielleicht ist es besser, nicht alle Phantasien des Partners zu kennen, da sie wie für sie auf den ersten Blick sehr verletzend sein können. Die Vorstellung, mit anderen Partnern Sex zu haben, bedeutet nicht, dass man dies auch realisieren will, sondern kann einfach wie Pornobilder als Stimulus verwendet werden. Natürlich weiss ich zu wenig über ihren Mann und ihre Beziehung zueinander, um sein Verhalten beurteilen zu können. Ich hoffe aber, ihnen mit meinen Erklärungen ein paar Hilfen zu geben, um mit der Situation besser umgehen zu können. Die Gefühle, die ihre Entdeckung in ihnen ausgelöst hat, können sie nicht mehr rückgängig machen, aber sie können ihnen vielleicht helfen, ein (wenn auch minimales) Verständnis für das Verhalten ihres Mannes aufzubauen, das es ihnen möglich macht, mit ihm darüber zu sprechen. Denn letztendlich kann nur er ihnen erklären, wieso er Gefallen an Pornobildern hat und wie das seine Beziehung zu ihnen beeinflußt.

Wenn sie noch weitere Fragen und Anliegen haben, stehen wir ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,
ihr ISG-Team
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