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Beglückende Lustmittel

Cremige Mixturen und Wunderpillen versprechen jetzt auch den Frauen mehr Lust an der Lust. Die Kundinnen scheinen zufrieden - auch ohne harte Fakten und Studien ...

"Dream Cream", die Kreation des New Yorker Urologen Jed Kaminetsky, verspricht den Frauen mehr Spaß am Sex. Die Creme ist eine Mixtur aus der Aminosäure L-Arginin und anderen Zutaten und soll die Durchblutung des Vaginalbereichs sowie den weiblichen Orgasmus fördern. Seit 1999 hat Kaminetsky schon mehrere hundert Kilogramm des Produkts verkauft. Seine Kundinnen scheinen zufrieden, auch wenn keine harten Fakten oder Studien über die Wirkung von "Dream Cream" existieren.


Eigentlich ist Jed Kaminetsky Spezialist für die Probleme des männlichen Geschlechts. Seit der Pharmakonzern Pfizer vor drei Jahren Viagra auf den Markt brachte, hat Kaminetsky etwa 3000 Männern die kleine blaue Pille verschrieben. Doch bald war ihm klar, dass damit nur eine Hälfte des Problems gelöst war. Viele Männer haben dank Viagra zwar eine Erektion, doch die Frauen können zuweilen nichts damit anfangen.


Doch seit Viagra sehen Forschung und Pharmaindustrie auch in der weiblichen Sexualität ein weites Feld für mehr Lust- und Geldgewinn. Viele große Konzerne sind dabei, Mittel gegen sexuelle Störungen bei Frauen zu entwickeln. In mehreren Studien wird die Wirkung von Viagra bei Frauen erprobt. Einige Konzerne, darunter auch Procter and Gamble, experimentieren mit Testosteron-Präparaten. Das männliche Hormon soll Frauen nach den Wechseljahren zu mehr Lust verhelfen. Andere Firmen entwickeln Medikamente auf Basis von Östrogenen. Im vergangenen Sommer hat Pharmacia "Vagifem" eingeführt, das gegen trockene Haut im Genitalbereich wirkt, ebenfalls ein Symptom, das nach den Wechseljahren auftritt. Für mehr sexuelle Erregung der Frau ist bislang jedoch einzig "Eros-CTD", ein kleiner Saugapparat, von der US-Gesundheitsbehörde FDA zugelassen.


"Recht auf Spaß am Sex"
"Es bewegt sich viel, ich bin sicher, dass es in einigen Jahren ein großes medizinisches Angebot für Frauen mit sexuellen Problemen geben wird", sagt die Therapeutin Laura Berman. "Vor ein paar Jahren gab es noch fast überhaupt nichts in diesem Forschungszweig", sagt sie. "Jetzt wissen wir viel mehr über die Rolle von Testosteron, über die Verbindung von Kopf und Körper, über die Bedeutung der Durchblutung im Genitalbereich." Gemeinsam mit ihrer Schwester kämpft sie gegen das alte Vorurteil, dass sexuelle Probleme von Frauen immer psychische Ursachen haben. Im Januar gaben sie "For Women only" heraus, ein populärwissenschaftliches Aufklärungsbuch mit Schwerpunkt auf medizinischen Vorgängen und möglichen Behandlungsmethoden bei sexuellen Störungen.


"Jeder mag die Idee eines Wundermittels", sagt Berman und ihrer Meinung nach hätten "Frauen ein Recht auf Spaß am Sex." "Es ist einfach verantwortungslos, sich nur den Problemen im Kopf zuzuwenden", sagt Laura Berman. Für genauso unverantwortlich hält sie es jedoch, sexuelle Probleme nur mit Medikamenten bekämpfen zu wollen.


Kritiker: Lustpillen sind Unsinn
Kritisch sieht das der Gynäkologe und Sexualtherapeut Marc Ganem von der französischen Gesellschaft für klinische Sexologie in Paris: "Wer Sexualität auf die Durchblutungseigenschaften der Genitalien reduziert, macht einen großen Fehler", sagte er. Die Suche nach Medikamenten, die die Durchblutung der Klitoris steigern und so den Sex-Genuss fördern sollen, hält er für unsinnig: "Selbst wenn man solche Stoffe finden sollte, wird diese Strategie keinen Erfolg haben. Wir wissen längst, dass eine Frau auch ohne gesteigerten Blutfluss und ohne die Bildung von Gleitflüssigkeit in der Scheide (Lubrikation) einen Orgasmus haben kann."
Wie Ganem warnte auch die Sexualforscherin Beverly Whipple von der State University of New Jersey in Rutgers davor, Sexualstörungen bei Frauen mit männlicher Impotenz gleichzusetzen. "Der Körper einer Frau funktioniert einfach anders als der eines Mannes", betonte Whipple. Und die Psychologin Leonore Tiefer vom Institut für Urologie des Montefiore Medical Center in New York wirft der Pharma-Industrie sogar vor, einen neuen Markt schaffen zu wollen. Nach ihrer Ansicht hätten viele Frauen nur deshalb sexuelle Problem, weil sie " Ängste, falsche Moralvorstellungen oder Probleme mit ihrer Partnerschaft haben." Nur bei einem sehr kleinen Teil aller Frauen mit Sexualstörungen würden tatsächlich körperliche Defekte eine Rolle spielen. Der Grund dafür liegt für den Gynäkologen Ganem auf der Hand. "Nicht die Genitalien, sondern das Gehirn ist das Hauptorgan der menschlichen Sexualität." (Quelle: netdoktor.de )


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