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Sport und Psychotherapie gegen Depressionen

Die moderne Psychotherapie versetzt ihre Patienten in Bewegung. Denn körperliche Aktivität tut der Seele gut.

Bewegung tut dem Körper und der Seele gut. Wissenschaftlichen Studien haben gezeigt, dass Sport sogar Depressionen lindern kann. Ein Interview mit Professor Andreas Ströhle, leitender Oberarzt der Spezialambulanz für Angsterkrankungen am Uniklinikum der Charité Berlin.


Herr Ströhle, kennen Sie als Hobby-Läufer das „Runner‘s High“, also die Euphorie- Gefühle, von denen viele Jogger berichten?


Nein, selbst habe ich das noch nicht erlebt. Aber wenn ich zwei-, dreimal die Woche laufe, bekomme ich den Kopf frei. Ich lasse die Gedanken schweifen und bekomme eine Distanz zu Dingen, die mich im Alltag belasten.


Und das übertragen Sie in der Turnhalle Ihrer Klinik auf die Patienten?


Wir wissen heute durch viele kontrollierte Studien, dass Bewegung Depressionen und Angsterkrankungen lindern kann. Dafür muss man nicht erst ein halbes Jahr trainieren. Das kann schon beim ersten Mal einsetzen. Wir konnten bei Patienten messen, dass schon nach einer halben Stunde auf dem Laufband experimentell ausgelöste Panikattacken abgeschwächt wurden. Es geht darum, die Widerstände, die die Patienten durch ihre Krankheit erleben, zu durchbrechen. Depressive Menschen erfahren dadurch eine Selbstwirksamkeit am eigenen Leib, die sie verloren hatten. Sie haben Erfolgserlebnisse.


Es dürfte schwierig sein, einen depressiven Menschen zum Sport zu motivieren.


Patienten mit Depressionen leiden unter ihrer Antriebslosigkeit. Da kann schon ein kleiner Spaziergang ein Erfolg sein. Wir versuchen eine Umgebung zu schaffen, die sie aktiviert. Ganz wichtig ist, die Patienten anzuleiten und die Sport-Termine im Stationsalltag fest zu reservieren. Sie führen ein Bewegungstagebuch, in dem sich die positiven Effekte direkt spiegeln.


Worauf beruht diese positive Wirkung?


Neben der psychologischen können wir die Effekte auch auf der biologischen Ebene erklären: Sport erhöht die Konzentration von Gehirnbotenstoffen wie Serotonin. Der Körper produziert verstärkt körpereigene Endorphine, so genannte Glückshormone. Außerdem setzt er atriales natriuretisches Peptid frei, ein Hormon, das im Herzen gebildet wird. Es baut Stress und Ängste ab. Schon 30 Minuten Sport erzeugen diese Wirkung, die mehrere Stunden anhält.


Der sedierte Patient, den viele in der Psychiatrie vermuten, wird zum aktiven Patienten?


Nur ein Patient, der sich eingebunden fühlt und überzeugt ist von einer Therapie, macht auch aktiv mit. Das Rollenverständnis von Arzt und Patient hat sich gewandelt. Der Patient wird mehr als aktiver Partner wahrgenommen. Er ist der Experte für sich und seine Erkrankung, unterstützt vom Wissen der Mediziner und Psychologen. Schließlich muss er die Strategien selbst umsetzen, mit denen er zukünftig schwierige Lebenssituationen besser meistert.


Lässt sich diese Wirkung auch auf die Psyche gesunder Menschen übertragen?


Wir konnten nachweisen, dass Menschen, die sportlich aktiv sind, seltener an psychischen Leiden erkranken. Sie stufen ihr Wohlbefinden positiver ein als nicht aktive. Die Stressbelastung sinkt, genauso Ängstlichkeit und Depressivität. Bewegung ist nachweislich die ideale Prävention gegen Ängste, Depressionen und Demenz. (Quelle: gesundheitpro.de)


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