Mann
Mann

Wut im Bauch

Wenn Männer rot sehen: Verborgene Depressionen entladen sich bei Männern oft in Aggressionen. Häufig bleibt die Krankheit unerkannt

Oft genügt eine Kleinigkeit: Ein falsches Wort, ein unbeabsichtigter Rempler, jemand der an der grünen Ampel vor sich hinträumt – und plötzlich sieht ein Mann rot, ballt die Fäuste und schlägt zu. Dabei sind es keinesfalls immer tumbe Schläger oder Choleriker, die derart überreagieren: Wenn friedliche Männer plötzlich austicken, kann eine Depression dahinter stecken. Laut Statistik erkranken zwei bis drei Mal mehr Frauen an Depressionen als Männer. Doch der Schein trügt: In Deutschland sterben laut Statistischem Bundesamt drei Mal so viele Männer durch Suizid wie Frauen. Selbst wenn nicht jeder Selbstmord mit einer Depression einhergeht, legt dies nahe, dass Depressionen bei Männern offenbar häufig unerkannt bleiben. Inzwischen sind die Ärzte wie der Psychiater Dr. Wolfgang Rutz, Berater der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Phänomen Männerdepression auf der Spur.

Ein wichtiger Grund, warum Depressionen bei Männern oft nicht entdeckt werden, ist weithin bekannt: Männer sind ausgesprochene Gesundheitsmuffel. Und wer nicht zum Arzt geht, wird nicht behandelt und taucht auch nicht in den Statistiken auf. Hinzu kommt, dass es für Männer noch schwerer ist, sich zu einer Depression zu bekennen, als für Frauen. Denn die klassischen Symptome einer Depression wie Mutlosigkeit, Antriebslosigkeit und Verzweiflung sind mit dem Männlichkeitsideal unvereinbar: Männer weinen nicht.

Flucht in den Alkohol

Die Folge ist, dass sich der innere Druck der verborgenen Depression bei Männern oft in aggressivem Verhalten entlädt. Natürlich ist nicht jeder Lichthupen-Tyrann gleich ein Fall für den Psychiater. Doch spätestens, wenn ein ansonsten friedlicher Zeitgenosse plötzlich ausrastet, sollte man etwas genauer hinsehen. "Die Verhaltensforschung kennt zwei Arten, wie das Verhaltensrepertoire zusammenbrechen kann: den Totstellreflex und das Kampf- und Fluchtverhalten", erklärt Prof. Dr. Siegfried Kasper, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Psychiatrie an der Wiener Universitätsklinik und Pionier auf dem Gebiet der Depressionsforschung bei Männern.

Neben dem aggressiven Verhalten gibt es eine Reihe weiterer Symptome, hinter denen sich eine Depression verbergen kann: Einige Männer versuchen, den Schatten auf der Seele durch exzessive sportliche Betätigungen zu vertreiben, andere stürzen sich in die Arbeit. Auch Alkoholmissbrauch kann ein wichtiger Hinweis sein. "Schätzungsweise hinter jedem dritten Alkoholiker verbirgt sich ein depressiver Mann", erklärte der Zürcher Psychiater Professor Jules Angst in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". Ebenfalls verbreitet sind so genannte körperliche Beschwerden. Dabei schlägt sich die Depression in physischen Symptomen nieder: Statt der Seele schmerzen der Rücken und der Magen oder das Herz macht Beschwerden.

Depressions-Check für Männer

Depressionen können bei Männern völlig anders aussehen als das typische Krankheitsbild. Und so fallen die männlichen Depressionen ganz einfach durch das ärztliche Fahndungsraster. Behandelt werden dann ein Erschöpfungszustand oder die Folgen des depressionsbedingten Alkoholmissbrauchs. Die Depression, die eigentliche Wurzel des Übels, bleibt auf diese Weise unbeachtet. Aufklärung ist also dringend nötig, bei den Männern selbst ebenso wie bei den behandelnden Ärzten.

  • Ich rege mich über Kleinigkeiten auf, die mich früher kalt gelassen haben
  • Ich trinke regelmäßig Alkohol, um mich zu entspannen
  • Ich betreibe exzessiv Sport
  • Mir rutscht schon mal die Hand aus
  • Ich kann mich schlecht beherrschen
  • Ich reagiere auf meine Umwelt aggressiv
  • Ich fühle mich ausgebrannt
  • Ich leide unter Schlafstörungen
  • Manchmal erkenne ich mich selbst nicht mehr wieder
  • Ich versinke im Selbstmitleid
  • Ich fühle mich häufig müde
  • Ich habe Selbstmordphantasien
  • Ich gehe häufig hoch wie eine Rakete
  • Ich werde von unerklärlicher Unruhe geplagt
  • Ich fühle mich ausgebrannt
  • Ich kann mich nicht mehr richtig konzentrieren
  • Unterstützen Sie uns

    Möchten Sie unsere Arbeit mit einem Geldbetrag unterstützen?
    Unsere Beratung und Infomaterialien sind für alle kostenlos. Ihre Spende hilft, dass das so bleibt.
    Spenden Sie 10,- , 15,- oder 25,-  Euro, damit wir unsere Arbeit fortsetzen können.
    Natürlich können Sie auch einen individuellen Betrag spenden.
    Vielen Dank!

  • Newsletter abonnieren
  • Magazin

Facharztsuche

Suchen Sie einen Facharzt in Ihrer Nähe?

Postleitzahl

Bitte wählen Sie eine Facharztrichtung