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Die Mythen der Männer

"Er ist einen halben Meter lang, hart wie Stahl, allzeit bereit und haut dich aus den Socken!", schrieb Bernie Zilbergeld in seinem Buch "Die neue Sexualität der Männer". Wir schauen, was dran ist an den Mythen der Männer. Eine Betrachtung, die nicht immer tierisch ernst zu nehmen ist und doch ein kleiner Anstoß sein soll, seine Rolle als Vertreter des starken Geschlechts zu hinterfragen.

» Wir sind aufgeklärte Menschen und fühlen uns immer wohl beim Sex.

Schön wäre es! Doch welchen Mann plagen nie unangenehme Gefühle? Kein Mann ist völlig frei von Komplexen, zweifelt niemals an seinem sexuellen "Können" und seiner Potenz oder unterzieht seinen Penis einer kritischen Betrachtung.

» Richtige Männer mögen keinen Weiberkram wie Gefühle und dauernde Gespräche.

Für manche Männer ist Sex die einzige Form, Zuneigung und Gefühle zu zeigen. Gespräche über Sex werden von ihnen als weibliche Gefühlsduselei abgetan. Sehr wohl sollte Mann aber in der Lage sein, über seine Sexualität zu reden. Die Horrorvision Gespräch kann sich durchaus als Schlüssel zur wahren sexuellen Erfüllung entpuppen.

» Jede Berührung ist sexuell oder sollte zum Sex führen.

Laut Bernie Zilbergeld, dem eingangs zitierten Sexualtherapeuten, haben Männer und Frauen unterschiedliche Beziehungen zu Berührungen. Im Vergleich zu Männern geht es Frauen vermehrt um die Berührung an sich, um das Schmusen und die Wärme, während Männer die Berührung eher einsetzen, um schlussendlich zur Sache zu kommen. Der Sexualtherapeut postuliert, dass Männer das Bedürfnis nach Berührung als Form der übermittelten Geborgenheit zwar haben, dieses aber eher verdrängen.

» Männer wollen und können in jeder Lebenslage.

Dieser Mythos setzt den Männern mit Abstand am meisten zu. Unterstützt durch die Medien, die Film- und Pornoindustrie, entsteht ein Bild von einem Mann, der immer kann - und das auf höchstem Potenzniveau. Wie schmählich versagend muss sich angesichts seiner potenten Medien-Geschlechtsgenossen ein junger Mann fühlen, der vielleicht vor Aufregung beim Ersten Mal eine Erektionsstörung hat. Um den Schein des Immer-Wollens zu wahren, haben manche Männer sexuelle Kontakte, obwohl ihnen in Wirklichkeit der Sinn nach etwas ganz anderem steht. Auf lange Sicht kann dieses Verhalten jedoch zu sexuellen Störungen führen.

» Beim Sex zeigt ein richtiger Mann, was er kann.

Solange Gefühle wie Liebe, Zuneigung und Freude im Vordergrund stehen, kann sich auch ein Mann dem Genuss des sexuellen Erlebens voll und ganz hingeben. Kommt aber der Gedanke hinzu, etwas beweisen zu müssen, erschwert das die Situation. Länge und Härte des Penis sowie Dauer und Anzahl der Orgasmen werden nach einer imaginären Leistungsskala bewertet. Und Mann will möglichst gut dastehen. Wie beim Spitzensport geht es um Qualifizierung und Disqualifizierung, wobei der Run nach dem Orgasmus der Frau als Golden Goal gilt.

» Beim Sex geht es um den steifen Penis und darum, was mit ihm gemacht wird.

Besonders heikel wird es, wenn es um die Penislänge geht. Viele junge Männer haben sehr konkrete Vorstellungen darüber, wie groß und lang ihr Penis sein sollte. Entspricht die Realität nicht ganz dem Wunschdenken, entwickeln zahlreiche Männer Komplexe. Nach wie vor geistern Vorstellungen wie "Der Geschlechtsakt steht und fällt mit dem Penis und der Erektion!" oder "Hart wie Stahl muss ´er` sein!" durch die Gehirne so mancher Hochleistungs-Sexakrobaten.

Mit solchen Vorgaben vergällt man sich den Spaß und legt sich die Latte sehr hoch. "Er" soll immer funktionieren, am besten unbeeinflusst von Gefühl, Stimmung und Laune oder Problemen. Durchhalten soll "er", die ganze Nacht, die - wie könnte es anders sein - durch einen gleichzeitigen Orgasmus gekrönt wird. Mythos ade: Es ist weitaus verbreiteter, dass vor allem junge Männer zu früh kommen oder während des Liebesspiels ihre Erektion nicht aufrecht erhalten können.

» Sex = Geschlechtsverkehr.

Sex = Geschlechtsverkehr, und nur der macht tatsächlich Sinn. Andere Formen der körperlichen Liebe scheinen weniger befriedigend oder sind lediglich als Vorspiel zum eigentlichen Akt gedacht. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass es Situationen gibt, in denen Zärtlichkeiten und Petting die einzigen möglichen Formen des sexuellen Beisammenseins darstellen können und auch durchaus als befriedigend erlebt werden. Die Konzentration auf's Wesentliche kann dazu führen, dass bei Erektionsstörungen im Alter auf Sex völlig verzichtet wird, weil für viele Männer eben nur der Geschlechtsverkehr zählt. Hier ist sicher ein Umdenken notwendig, nicht nur von den Männern, sondern auch von den Frauen, die diese männlichen Mythen häufig unterstützen.

» Ein Mann muss seine Partnerin ein Erdbeben erleben lassen.

Ein Mann ist nur gut im Bett, wenn Frau einen Orgasmus bekommt. Dieser soll erdbebengleich und einzigartig sein. Stramme Erektion, Ausdauer und Einfallsreichtum - das alles soll unter einen Hut gebracht werden. Diesem Druck ist nicht jeder gewachsen und es ist daher nicht verwunderlich, dass so mancher Mann gar nichts mehr zu Stande bringt. Männer vergessen mitunter auch, dass der Orgasmus der Frau kein bloßes Produkt mechanischer Reizung ist, sondern sich zu einem großen Teil im Kopf abspielt. Ist sie nicht in der richtigen Stimmung, wird sich der Weg zum Höhepunkt schwierig gestalten. Daran ist weniger der Penis schuld, dem vielleicht ein paar Zentimeter zur fiktiven Idealgröße fehlen, als vielmehr das Bestehen von Konflikten oder Problemen in der Partnerschaft.

» Zum guten Sex gehört ein Orgasmus.

Auch hier dominiert der Leistungsgedanke: ohne Orgasmus war's einfach kein guter Sex. Das ganze Drumherum ist nur auf ein Ziel ausgerichtet, den ultimativen Orgasmus. Der Genuss der steigenden Erregung wird dabei völlig außer Acht gelassen. Interessant ist die Tatsache, dass ein relativ hoher Prozentsatz von Frauen mit dem Sexleben zufrieden ist, obwohl sie nicht zum Orgasmus kommen. Die Situation wäre wesentlich entspannter, freier und ließe viel mehr Freiräume für Fantasien, würde der Orgasmus nicht immer als einziges Qualitätskriterium für guten Sex fungieren.

» Beim Sex sollten Männer nicht auf Frauen hören.

Zunehmend gewinnt die Vorstellung die Oberhand, dass die Meinung der Frau beim Sex auch eine gewisse Rolle spielt. Trotzdem gibt es tatsächlich noch Männer, die meinen, wenn Frauen NEIN sagen, meinen sie eigentlich JA. Das Zieren der Frau sei nur dazu da, das Verlangen der Männer zu steigern. Dieser Irrglaube wird teilweise immer noch in Büchern, Filmen oder Pornos transportiert. Die Zeiten des gefügigen Weibchens sind jedoch passé, das sollte langsam auch zu den letzten Machos vorgedrungen sein. Wenn Mann auf Frau hört, wie er sie wirkungsvoll stimulieren kann, dann steht einem erotischen Feuerwerk nichts mehr im Wege. Denn allem männlichen Wunschdenken zum Trotz, reichen die Stöße des Penis allein nicht immer aus, um eine Frau so richtig zu erregen.

» Guter Sex ist spontan, da gibt es nichts zu planen oder zu reden.

Die so genannte Spontaneität dient eher dazu, den Sex wortlos zu gestalten. Außerdem bestehe, so Sexualtherapeut Zilbergeld, bei vielen Menschen nach wie vor ein Fantasiebild von selbstverständlichem Einklang und Harmonie der beiden Körper. Um dieser Idealvorstellung tatsächlich zu entsprechen, gehört jedoch viel Partnerschaftsarbeit und gegenseitiges Kennenlernen bzw. auch die Kenntnis der eigenen Bedürfnisse dazu. Geplanter Sex muss nicht zwangsläufig schlechter sein als spontaner. Man kann die Wünsche besser aufeinander abstimmen, wenn man sich darüber klar wird, was den Partner und einen selbst erregt.

» Echte Männer haben keine sexuellen Probleme.

Natürlich will niemand Probleme haben, schon gleich keine sexueller Natur. Millionen Männer haben aber sexuelle Schwierigkeiten und entsprechen eben nicht dem Fantasiegebilde des omnipotenten Mannes. Dieses Bild lässt sich aber gerade auch deshalb aufrecht erhalten, weil Unsicherheiten und Ängste zu wenig kommuniziert werden. Der Mann sollte endlich die althergebrachten Mythen über Bord werfen, seine ihm eigene Sexualität und die seiner Partnerin oder seines Partners entdecken, ohne irgendwelchen Hirngespinsten entsprechen zu wollen. (Quelle: netdoktor.de)

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