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„Dennoch ein sicheres Verfahren“

Erhöht die Sterilisation beim Mann die Wahrscheinlichkeit, später an Prostatakrebs zu erkranken? Dr. Christian Leiber, Vorstand des ISG, erläutert die aktuelle Studienlage.

In Expertenkreisen gab es immer wieder Spekulationen darüber, dass eine Vasoresektion das Risiko für Prostatakrebs erhöhen könnte – ohne dass ein eindeutiger Nachweis gelang.

Auch eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 1998, welche die Ergebnisse von immerhin 14 Studien zusammenfasst, konnte nicht für Klarheit sorgen.

2014 wurde in einer renommierten amerikanischen Fachzeitschrift, dem Journal für klinische Onkologie (JCO), die bis dahin umfangreichste Studie zum Thema veröffentlicht. Wissenschaftler

um Dr. Mohummad Siddiqui vom Brigham and Woman’s Hospital in Boston werteten dafür die Daten von 50.000 Amerikanern aus, die in Gesundheitsberufen tätig sind. In dieser Gruppe liegt der Anteil der Männer, die sich sterilisieren lassen, bei 25 Prozent – doppelt so hoch wie beim Durchschnitt

der US-Bürger. Die Besonderheit: Mit 24 Jahren war die Nachbeobachtung der Studienteilnehmer die

längste, die in diesem Bereich bisher durchgeführt wurde.

Das Ergebnis: Männer, die eine Sterilisation vornehmen lassen, erhöhen ihr relatives Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, um ca. 10 Prozent. Im Detail sind die Ergebnisse jedoch alles

andere als leicht zu deuten, denn die genannten 10 Prozent waren nur ein Mittelwert: Tatsächlich hatte sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Teilnehmer ein niedrig-malignes Prostatakarzinom (also einen wenig bösartigen Prostatakrebs) entwickeln, überhaupt nicht erhöht.

Das Risiko für ein fortgeschrittenes Karzinom hingegen war um 20 Prozent gestiegen. Bei Männern,

die regelmäßig an einem sogenannten PSA-Screening teilnahmen – einer Maßnahme zur Früherkennung von Prostatakrebs – erhöhte sich das relative Risiko für ein Prostatakarzinom

mit Todesfolge sogar um 56 Prozent.

Zum Zusammenhang zwischen Sterilisation und der Entwicklung von Prostatakrebs gibt es auch nach dieser Studie nur fragwürdige Hypothesen. Vor allem deshalb weil bisher viel zu wenig darüber bekannt ist, wie eine Sterilisation zur Krebsentwicklung beitragen könnte.

Die aktuellste und größte Meta-Analyse zum Thema aus dem Jahr 2015 stammt von Dr. Liu und Kollegen. Dafür werteten die Experten Kohorten-Studien mit insgesamt 1.127.096

Teilnehmern aus. Entgegen der Studie von 2014 kamen sie zu dem Ergebnis, dass eine Sterilisation zu keiner Erhöhung des Prostatakrebs-Risikos führt.

 

Fazit: Bei abgeschlossener Familienplanung bleibt die Sterilisation beim Mann ein sehr sicheres und komplikationsarmes Verfahren. In der Summe sprechen die bisherigen wissenschaftlichen

Studien gegen ein erhöhtes Krebsrisiko (speziell für Prostatakrebs) durch diesen Eingriff. Der behauptete Entstehungsmechanismus für eine Steigerung der Krebshäufigkeit durch die Sterilisation ist auch bislang völlig unklar.

                                                                                                                                                                                           

 

Vasektomie: die wichtigsten Fakten

 

Paare, die sicher verhüten wollen, haben heute einige Möglichkeiten – die zu verschiedenen Lebensphasen und -situationen passen. Pille oder Spirale für die Frau bieten sich an, wenn ein späterer Kinderwunsch nicht ausgeschlossen ist.

Eine „Vasektomie“ oder „Vasoresektion“, also eine Sterilisation des Mannes, liegt nahe, wenn ein Paar keinen weiteren Nachwuchs plant und sich um Verhütung schlicht keine Sorgen mehr machen will. Wichtig: Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass es sich um eine kleine Operation mit den üblichen Risiken handelt. Bei der Vasoresektion werden die Samenleiter des Mannes durchtrennt. In der Folge enthält sein Ejakulat keine Spermien mehr – alle anderen Funktionen bleiben unverändert erhalten. Den Eingriff rückgängig zu machen und die Samenleiter im Rahmen eines mikro-chirurgischen Eingriffs wieder zusammenzufügen, ist komplizierter und kostet einige tausend Euro. Eine Garantie, dass die Fruchtbarkeit wieder hergestellt werden kann, besteht nicht.

 

 

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