Partnerschaft
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Über die sexuelle Erfüllung in der Partnerschaft

Probleme im Bett belasten viele Beziehungen...

Probleme im Bett belasten viele Partnerschaften. Medizinische und psychologische Maßnahmen können helfen

Eine Beziehung ohne Sex? Das können sich gut zwei Drittel (68,4 Prozent) der Deutschen nicht vorstellen – bei jüngeren Paaren liegt der Anteil sogar noch viel höher. Erotik hat für die meisten eine große Bedeutung, wie eine repräsentative Umfrage der GfK-Marktforschung im Auftrag der Apotheken Umschau zeigt. Befragt wurden 1295 Teilnehmer ab 16 Jahren, die in einer festen Partnerschaft leben.

 

Auch wenn rund drei Viertel der Deutschen mit ihrem Liebesleben voll und ganz zufrieden sind, wünscht sich doch etwa jeder Dritte, dass der Partner oder die Partnerin öfter mal einen Verführungsversuch startet. Mehr als 20 Prozent hätten gerne mehr Sex, stoßen mit diesem Wunsch aber beim Partner auf taube Ohren.

Doch warum herrscht in deutschen Schlafzimmern so häufig Flaute? Es gibt eine Vielzahl von Ursachen. So können etwa chronische Erkrankungen, die Nebenwirkungen von Medikamenten und bisweilen auch Störungen im Hormon-Haushalt die Lust dämpfen. Als klassischer Erotikkiller gilt psychischer Stress.

 

 Rund 40 Prozent geben an, dass sie sich manchmal einfach zu müde und zu angespannt fühlen, um noch Lust auf Sex zu haben. Partnerschaftskonflikte, Minderwertigkeitsgefühle und psychische Störungen stehen ebenfalls auf der Liste der Ursachen für ein mangelhaftes Liebesleben.

 

Auch Kinder scheinen dem Zauber der Erotik nicht unbedingt zuträglich. „Nach dem ersten Kind schaffen es zwar viele, das Liebesleben wieder aufflammen zu lassen, spätestens nach dem zweiten klappt es aber oft nicht mehr“, sagt Professor Uwe Hartmann, Sexualmediziner und Psychologe an der Medizinischen Hochschule Hannover.

 

 Die Daten aus der Umfrage weisen in die gleiche Richtung: Rund jeder zweite Befragte mit minderjährigen Kindern bedauert, dass die Gelegenheit zu spontanem Sex fehlt, wenn sich der Nachwuchs im Haus aufhält. Immerhin jeder Vierte begegnet dem Problem, indem er sich für sein Liebesleben ganz bewusst regelmäßig „kinderfrei“ nimmt.

 

Partnerschaft unter Druck

 

Doch auch im rein Körperlichen finden sich Gründe, die ein erfülltes Sexleben behindern. Sexuelle Störungen wie erektile Dysfunktion oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können dazu führen, dass Paare körperliche Nähe vermeiden. Das belastet die Partnerschaft extrem, und mit der Zeit gehen das unbeschwerte Miteinander und damit auch die Lust verloren. „Bei Frauen geschieht das viel schneller als bei Männern. Letztere wollen auch bei Erektionsproblemen eigentlich immer noch Sex“, sagt Hartmann.

 

 Den enormen Druck auf die Partnerschaft beobachtet auch Privatdozent Dr. Armin Becker, Androloge in der urologischen Abteilung des Klinikums München-Großhadern: „Wenn es mit der Sexualität nicht funktioniert, obwohl sich das beide Partner wünschen, scheitern viele Beziehungen.“ Psychologe Hartmann schätzt, dass höchstens 20 bis 30 Prozent der Betroffenen Hilfe suchen. „Viele gestehen sich das Problem nicht ein oder denken, es bessere sich von allein wieder“, sagt der Experte. Doch dies geschieht nicht. Nimmt jemand seinen Mut zusammen und geht wegen sexueller Schwierigkeiten zum Arzt, dann sollte der auch helfen können.

 

„Viele Urologen und Gynäkologen haben sich inzwischen auf solche Probleme eingestellt, aber das genügt nicht“, meint Hartmann. Denn zahlreiche Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes, neurologische oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehen mit Beeinträchtigungen der Sexualität einher. Obendrein wächst die Zahl der Patienten, die Medikamente mit lustmindernden Nebenwirkungen einnehmen.

 

Impotenz als Warnsignal

 

Oft gilt Impotenz als wichtiges Warnsymptom für eine koronare Herzkrankheit. „Die erektile Dysfunktion resultiert meist aus Gefäßerkrankun gen“, erklärt Androloge Becker. Die feinen arteriellen Blutgefäße im Penis sind bei einer generalisierten Arteriosklerose eher betroffen als die Gefäße am Herzen oder im Bein. Auch Zuckerkranke sind stark gefährdet: „Jeder zweite männliche Diabetiker hat nach fünf Jahren mit Erektionsproblemen zu kämpfen“, warnt Becker.

 

Hilfreiche Medikamente

 

Vielen betroffenen Männern helfen jene Medikamente, die seit Ende der 90er-Jahre die Behandlung von Potenzstörungen revolutioniert haben. Die verschiedenen Wirkstoffe der Gruppe der PDE5-Hemmer wie Sildenafil, Vardenafil und Tadalafil lassen sich problemlos anwenden und unterscheiden sich nur darin, wie schnell die Wirkung eintritt und wie lange sie anhält. „Der Patient muss einfach ausprobieren, welches Präparat ihm zusagt und welches er am besten verträgt“, sagt Becker. Auf jeden Fall sollte man sich vor der Einnahme aber mit dem Arzt besprechen, da es zu negativen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen kann.

 

 Tritt die Erektionsstörung plötzlich auf, etwa nach einer Prostatakrebs-Operation, kann das darauf hinweisen, dass ein wichtiger Nerv geschädigt wurde. Dann helfen oft keine PDE5-Hemmer, sondern eher Medikamente, die kurz vor dem Geschlechtsverkehr in die Harnröhre eingebracht (MUSE) oder direkt in den Schwellkörper gespritzt werden (SKAT).

 

 Schließlich kann auch eine Operation Abhilfe schaffen, bei der ein künstlicher Schwellkörper in den Penis und eine Pumpe in den Hodensack implantiert wird. Durch mechanischen Druck auf die Pumpe erreicht der Mann eine stabile Erektion. „Die Zufriedenheit der Patienten liegt bei 90 Prozent, wenn das Implantat erst einmal eingewachsen ist“, betont Becker. Rund 350 solcher Operationen werden jährlich in Deutschland durchgeführt. Zu wenig, meint Becker: „Sensibilität, Orgasmus und Ejakulation bleiben vollständig erhalten – für die Männer, die damit wieder Geschlechtsverkehr haben können, ist die Operation ein Segen.“

 

 Nicht immer liegt es am Mann, wenn in einer Partnerschaft sexueller Stillstand herrscht. Manche Frauen vermeiden Sex zum Beispiel, weil sie dabei Schmerzen empfinden. Das kann verschiedene Ursachen haben, etwa eine Infektion mit Herpesviren, ein Hautleiden oder eine Wucherung in der Gebärmutter. Solche Beschwerden sollten Frauen von einem Gynäkologen abklären und behandeln lassen. Gleitmittel, die den Verkehr bei einer hormonell bedingt trockenen Scheide erleichtern, gibt es in der Apotheke.

 

 Häufig reicht eine medikamentöse Therapie bei sexuellen Störungen aber nicht aus. Vor allem Frauen wünschen sich auch darüber hinausgehende Hilfe. Hartmann erklärt: „Im Gegensatz zu den meisten Männern sind Frauen fast nie zufrieden, wenn man ihnen nur ein Medikament anbietet. Ihre Lebenssituation und ihre Partnerschaft hinterfragen sie trotzdem noch.“

 

Sinnvolle Paartherapie

 

Die mögliche Lösung liegt in einer Sexualtherapie, vor der sich auch das „starke Geschlecht“ nicht zu fürchten braucht. „Bei dieser zeitlich begrenzten Maßnahme geht es darum, herauszufinden, wo Sand ins Getriebe kommt“, sagt Hartmann. Die Erfolgsrate der Sexualtherapie liegt bei etwa 60 Prozent. Wichtig: Weil die Berufsbezeichnung Sexualtherapeut nicht geschützt ist, sollten Hilfesuchende sich von ihrem Arzt einen Experten empfehlen lassen. Damit eine Therapie – egal ob medikamentös oder psychotherapeutisch – optimal wirkt, müssen die Partner offen mit ihren sexuellen Problemen umgehen.

 

 Dass dies nicht selbstverständlich ist, zeigt auch die Umfrage der Apotheken Umschau: Fast jeder dritte Befragte (28,6 Prozent) weiß nicht einmal, ob das gemeinsame Sexualleben den Partner befriedigt, weil nicht darüber gesprochen wird. Dazu meint Psychologe Hartmann: „Diese Sprachlosigkeit kann sich fatal auf die Psyche des Partners auswirken. Er zweifelt dann vielleicht an der eigenen Attraktivität oder – noch schlimmer – an der Treue des anderen.“ Wenn es um Liebe, Lust und Sexualität geht, ist Reden also nicht Silber sondern Gold. (Quelle: www.gesundheitpro.de )


 

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