LESE-LUST
Die Frage ist uralt – und immer noch spannend: Gibt es tatsächlich das „typische weibliche“ und das „typische männliche“ Denken? Und wenn ja: Ist es anerzogen oder angeboren? Louanne Brizendine, Professorin für Neuropsychiatrie an der University of California, hat dazu folgende These: Männliche und weibliche Gehirne entwickeln sich schon im Mutterleib unterschiedlich. Der Grund: „Im Gegensatz zum weiblichen werde das männliche Hirn schon in dieser Entwicklungsphase mit Testosteron überflutet. Dadurch verdopple sich jenes Areal, das für die sexuelle Jagd zuständig ist", so Brizendine. Im weiblichen Gehirn hingegen blieben viele Areale von Testosteron ungestört, so dass sich die Schaltkreise für Sprache, emotionales Gedächtnis und für die Wahrnehmung emotionaler Feinheiten im weiblichen Gehirn besser entwickeln könnten. Bestimmt also unsere Biologie unsere Persönlichkeit? Ist all unser Ringen um gleichberechtigte Rollen zum Scheitern verurteilt? Nicht nur bei Frauenrechtlerinnen stößt Brizendine auf Widerstand. Wer mitdiskutieren will, sollte ihr Buch einfach mal lesen. Unterhaltsam ist die Lektüre auf alle Fälle.
Nicht erst seit dem Boom des Internets ist Sexualität ein ausgiebig diskutiertes Medienthema. Längst macht das Schlagwort der „Geheimnislosigkeit der Sexualität“ die Runde. Millionen verkaufter Sexualratgeber beweisen, dass uns diese Freizügigkeit nicht zufriedener gemacht hat. Die erfahrene Therapeutin Anne Clayton hat der Flut von sexuellen Fachbüchern ein weiteres – sehr lesenswertes – Exemplar hinzugefügt. Sie wendet sich an all jene Frauen, die trotz all der hinzugewonnenen Freiheiten sexuell unerfüllt bleiben. Glaubt man Clayton, sind das nicht wenige. „43 Prozent aller Frauen sind mit ihrem Sexualleben nicht zufrieden – das klingt nicht allzu schlecht, es sei denn, Sie glauben genau wie ich, dass die anderen 57 Prozent lügen." Wer nun hofft, in ihrem Buch detailgenaue Anweisungen für viel versprechende Sexualpraktiken zu finden, wird allerdings enttäuscht. Anita Clayton geht es vor allem darum, den Frauen Mut zu machen, ihr ganz eigenes sexuelles Selbstbewusstsein zu entwickeln. Sich nicht irritieren zu lassen von lebensfernen Frauenbildern in den Medien. Clayton glaubt: Jede Frau hat eine sexuelle Identität, die als erotische Aura wirkt: eine dunkle, innere Kraft, fest verbunden mit dem Gehirn, dem wahren Ort weiblicher Sexualität.
Vielen Frauen fällt es schwer, gemeinsam mit ihrem Partner einen Orgasmus zu erleben. Anderen gelingt es auch bei der Selbstbefriedigung nicht. Die Autorin Rachel Swift behandelt dieses Thema offen und ohne Tabus.
Sie hat zahlreiche einfühlsame Gespräche mit Frauen geführt und sich ausführlich mit den medizinischen Hintergründen des Orgasmus befasst. So entstand ein Sechs-Stufen-Plan, der jeder Frau neue Wege zu einem erfüllten Sexualleben aufzeigen soll.
Dieser informative und humorvolle Ratgeber verrät einen ganz eigenen Blickwinkel. Kein Wunder, wenn man den Hintergrund der Autorin kennt: Rachel Swift ist das Pseudonym der bekannten britischen Wissenschaftlerin und Autorin Dr. Dido Davies. Sie studierte Philosophie und Englische Literaturwissenschaften und lehrt heute an der Universität von Harvard.