IM PROFIL
An dieser Stelle stellen wir Ihnen regelmäßig die Arbeit von Selbsthilfeorganisationen vor. Diesmal haben wir die Seite für unsere Leserinnen reserviert. Im Profil: Drei Gruppen aus Holland, Österreich und Deutschland
In Deutschland sind ungefähr acht Millionen Frauen zwischen 45 und 60 Jahre alt. Sie befinden sich kurz vor, inmitten oder kurz nach den Wechseljahren. Auch wenn die Wechseljahre keine Krankheit sind, haben bis zu 80 Prozent von ihnen klimakterische Beschwerden. Jede dritte Frau leidet so stark, dass sie den Alltag nur schlecht bewältigen kann. Care for Women wurde 1999 in den Niederlanden von der Krankenschwester Catherine van Heest gegründet. Die Organisation verfolgt das Ziel, die Gesundheit von Frauen in den Wechseljahren zu fördern. Care for Women setzt sich aus Krankenschwestern und Hebammen zusammen, die eine Weiterbildung zur Wechseljahresberaterin absolviert haben. In den Niederlanden haben bereits mehr als 80 von ihnen die Ausbildung abgeschlossen, eine Praxis eröffnet und bereits circa 25.000 Frauen beraten. Die Befragung von 200 Klientinnen durch einen niederländischen Krankenversicherer sprach für das Konzept: 98 Prozent der Befragten sind mit der Beratung sehr zufrieden und hatten nach einem oder mehreren Beratungsgesprächen keine Beschwerden mehr. Seit November 2005 ist die Organisation auch in Deutschland aktiv. Derzeit führt Care for Women in verschiedensten Regionen Ausbildungskurse zur Wechseljahresberaterin durch. Ziel ist es, in Deutschland eine flächendeckende Wechseljahresberatung anbieten zu können.
Weitere Informationen über die Arbeit von Care for Women, die Zeit der Wechseljahre und die Möglichkeiten und Chancen in der Ausbildung zur Wechseljahresberaterin finden Sie auf der Homepage http://www.careforwomen.de. Auf der Seite gibt es auch eine Übersicht mit den Kontaktadressen von Wechseljahresberaterinnen überall in Deutschland.
Als „Vaginismus“ wird eine meist reflexhafte Verkrampfung der Muskulatur im unteren Drittel der Vagina bezeichnet. Vaginismus tritt in unterschiedlichen Schweregraden und Ausprägungen auf. Nicht selten ist Geschlechtsverkehr unmöglich, auch das Einführen von Tampons oder eine Untersuchung durch den Frauenarzt ist oft ein Problem. Die Internetgruppe „vaginismusgermany.de “ will umfassend über die Hintergründe und effektive Behandlungsmöglichkeiten informieren. Auch deshalb, weil das Problem nach Auffassung der Gruppe von vielen Gynäkologen noch immer falsch behandelt wird. Oft würden psychologische Ursachen angenommen und den Frauen zu einer Psychotherapie geraten. Hinter der Verkrampfung würden Missbrauch oder ein gestörtes Verhältnis zu Männern vermutet. Die Gruppe will mit dem Vorurteil aufräumen, das Vaginismus ein psychosomatisches Problem sei. Die häufigste Ursache für Vaginismus sei, dass die betroffenen Frauen über einen längeren Zeitraum hinweg – oft in der wichtigen Zeit der Kindheit oder Pubertät – fortwährend unter Druck standen, was dazu führte, dass sie ständig verspannt und verkrampft gewesen seien. Oft habe sich diese Verkrampfung verselbständigt.
Auf Ihrer Internetseite http://www.vaginismusgermany.de berichtet die Gruppe über die zahlreichen weiteren Ursachen des Vaginismus und die oft erfolgversprechende Behandlung mit so genannten „Dilatoren“, eine angegliederte Internet-Selbsthilfegruppe findet sich auf der Seite http://de.groups.yahoo.com/group/Vaginismus-Germany/
Weitere Informationen zum Thema bietet die deutsche Homepage www.vaginismus-selbsthilfe.de.
Auf englisch informiert die Seite http://www.vaginismus-awareness-network.org. Auch eine Therapeutin aus der Schweiz betreibt eine Seite zum Thema im Internet: http://vaginismus-info.blogspot.com/.
Die Idee entstand im Zusammenhang mit einer Fernsehsendung zum Thema Totaloperation. Die Österreicherin Edith S., die einen solchen Eingriff selbst durchgestanden hatte, beschloss, sich mit anderen Betroffenen zusammenzutun. Mit der Gründung der Selbsthilfegruppe „femica“ wollte sie diesen Frauen sowie ihren Angehörigen und Freunden die Möglichkeit geben, sich untereinander auszutauschen, sich zu informieren und zu unterstützen, sowohl im persönlichen Gespräch als auch übers Internet. Unter dem Motto „Aufklärung und Hilfestellung“ entstand ein Weblog. Der harte Kern der Gruppe trifft sich zudem regelmäßig in Graz, Innsbruck und Wien. Durch das Internet kamen die Mitglieder inzwischen auch mit vielen Frauen aus Deutschland in Kontakt.
Weiteres zu femica finden Sie unter http://www.femica.at.md/. Die Seite bietet außerdem ausführliche Informationen zu typischen Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane, gynäkologischen Operationen und dem aktuellen Forschungsstand sowie Erfahrungsberichte Betroffener und Literaturempfehlungen zum Thema.
Edith S. aus Graz ist die Gründerin und Hauptansprechpartnerin der Selbsthilfegruppe femica. Ihr Engagement geht auf eigene leidvolle Erfahrungen zurück. „Liebe hält gesund“ sprach mit ihr über das Engagement der österreichischen Gruppe.
Frau S., was ist das Anliegen von femica?
Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, wie groß die gesundheitliche Bedeutung der weiblichen Organe ist – und zwar sowohl bei den Frauen als auch bei der Ärzteschaft. Wir setzen uns ein für schonende, Organ erhaltende Therapien, wie sie zum Beispiel in Frankreich üblich sind. Und wir finden es wichtig, dass die Frauen bereits vor der Operation umfassend aufgeklärt und danach einfühlsam betreut werden. Dabei sollte auch der Partner einbezogen werden.
Wann sollte sich eine Frau an femica wenden?
Ein Verlust der weiblichen Organe hat einen nachhaltigen Einfluss auf Psyche, Physis und Sexualität der Patientinnen. Sie kann sich an uns wenden, wenn sie sich mit diesen Folgen allein gelassen fühlt – was häufig vorkommt: Die Folgen einer Unterleibsoperation werden nach wie vor verharmlost und tabuisiert. Wir haben ein Weblog mit sehr vielen Informationen und ein Internetforum, wo Frauen und Männer anonym ihre Anliegen hineinschreiben und sich austauschen können. Wir sind auch in Verbindung mit internationalen support groups.
Was raten Sie Frauen, denen eine Totaloperation empfohlen wurde?
Sie sollten sich unbedingt eine zweite Fachmeinung einholen und sich genauestens über alle möglichen Folgen und mögliche Alternativen informieren! Nur eine genau informierte Frau kann auch selbstbestimmt entscheiden.
Wie sehen die Probleme einer Frau nach einer Totaloperation aus?
Die Total-Op greift die Frau in ihrer Gesamtheit an: körperlich, seelisch und sexuell. Sie und auch ihr Partner sind oft damit konfrontiert, dass ihr Leid nicht anerkannt, belächelt oder gar ignoriert wird. Und das treibt die Betroffenen in die Isolation. Oft gestaltet sich auch die Hormontherapie als problematisch und kann die Organe nicht mehr zu 100 % ersetzen. Gesundheitliche, berufliche und partnerschaftliche Probleme sind dann vorprogrammiert. In Österreich finden im Rahmen des Frauengesundheitszentrums und der Selbsthilfestelle regelmäßige Treffen statt – in Deutschland ist das erst im Aufbau.
Lehnen Sie Eierstock- und Gebärmutterentfernungen prinzipiell ab?
Es ist nicht möglich, sie per se abzulehnen, denn es gibt medizinische Gründe, aus denen sie durchgeführt werden müssen. Aber den Betroffenen und ihren Familien muss aus humanitären Gründen bei Organverlust medizinische und psychotherapeutische Hilfe zuteil werden!