Reise-Lust

„Unsinn! Ich liebe die Mädels!“

In Bremen ist eine Retrospektive des Aktfotografien Helmut Newton zu sehen. Seine Frauenporträts brachten ihm Ruhm, aber auch Kritik

Umstritten war er fast sein ganzes Leben lang: der Fotograf Helmut Newton (1920 – 2004). Seine Spezialität waren großformatige Aktbilder von Frauen. Die Fotos machten ihn zum bestbezahlten Fotografen des 20. Jahrhunderts, aber brachten ihm auch viele Proteste ein. Jetzt zeigt das Neue Museum Weserburg in Bremen eine ausgezeichnete Retrospektive des gebürtigen Berliners. Die Ausstellung „Helmut Newton – Fotografien“ ist noch bis zum 31. Dezember 2008 an der Weser zu sehen.

Besonders Feministinnen wie Alice Schwarzer kritisierten Newtons Werk und nannten es frauenfeindlich. Der konterte: „Unsinn! Ich liebe die Mädels, das alles ist ein feministisches Missverständnis.“ In gewisser Weise hatte er Recht: Newtons Bilder zeigten immer starke, selbstbewusste Frauen, die ihren Körper und ihre Sexualität bewusst zur Schau stellten.

Newton hatte nach dem Krieg eigentlich als Modefotograf für Pariser Magazine wie „Vogue“ angefangen. Doch schon in den frühen 60er-Jahren fand er sein Thema und fertigte die ersten Aktbilder an. Sie machten ihn auf einen Schlag bekannt. Die Fotografien wurden in der damaligen Gesellschaft als Provokation betrachtet. Aber zugleich waren sie revolutionär, weil sie dem zeitgenössischen Frauenbild um Jahrzehnte voraus waren. Newtons Bilder nahmen den offenen Umgang mit Sexualität vorweg, wie wir ihn heute aus der Werbung oder dem Kino kennen. Gleichzeitig sollte man den Fotografen nicht auf die Aktfotos reduzieren: Wie die Bremer Ausstellung zeigt, war Newton auch ein exzellenter Modefotograf. Trotzdem hatte er es in der Öffentlichkeit lange schwer. Andere Kritiker nahmen ihm zum Beispiel übel, dass Newton keine Berührungsängste mit der Popkultur hatte. 1984 fotografierte er für die deutsche Heavy-Metal-Band Scorpions das Cover der LP „Love at first Sting“. Die Platte verkaufte sich auf der ganzen Welt millionenfach und machte Helmut Newton bei einem ganz neuen Publikum bekannt.

Erst gegen Ende seines Lebens wurde ihm die volle künstlerische Anerkennung als Fotograf zu Teil. Das geschah zum einen durch Newtons große Fotobände „White Women“, „Sleepness Nights“ und „Big Nudes“. Auch aus ihnen sind in der Bremer Ausstellung Bilder zu sehen. Gleichzeitig kam es Newton zupass, dass die Fotografie generell zur Kunst aufgewertet wurde, während sie früher nur als Handwerk galt. Für Abzüge von Newtons Bildern werden heute horrende Summen bezahlt.

Auch seine Geburtsstadt Berlin, aus der Newtons jüdische Familie 1938 vor den Nationalsozialisten hatte fliehen musste, erinnerte sich seiner. Ihm zu Ehren eröffnete die Stadt ein Fotografie-Museum gleich neben dem Bahnhof Zoo.

Adresse
Neues Museum Weserburg Bremen
Teerhof 20, 28199 Bremen
Telefon: 0049-(0) 421-59 83 9-0
Fax: 0049-(0) 421-50 52 47
www.weserburg.de

Öffnungszeiten
Di - Fr 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr,
Sa + So 11–18 Uhr, Mo geschl.

Eintrittspreise
Erwachsene 7 Euro
ermäßigt 5 Euro

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