ELBSTHILFE

„Ich habe tolle Begegnungen gehabt“

Lieber Leser, wie immer hat „Liebe hält gesund“ diese Seite reserviert, um Selbsthilfeorganisationen vorzustellen. In der vorletzten Ausgabe war an dieser Stelle sogar ein Appell zu lesen: „Mut zur Selbsthilfe“ wünschte sich ISG-Patientenvertreter Günther Steinmetz von Männern mit Erektionsproblemen. Denn tatsächlich war der Münchner damals Sprecher der einzigen Selbsthilfegruppe für Männer mit Potenzstörungen in Deutschland. Eine verblüffende Tatsache, angesichts von rund 4,5 Millionen Männern, die bundesweit von dieser Krankheit betroffen sind. „Scham, Verzweiflung und die Angst, kein richtiger Mann zu sein", nannte Steinmetz selbst als die Hauptgründe für diese auffällige Zurückhaltung. Doch damit wollten weder er noch das ISG sich zufrieden geben. Der Verein ließ Flyer drucken und bundesweit verteilen, außerdem bemühte sich Steinmetz um direkten Kontakt zu vielen Betroffenen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: In Berlin, Köln und Stuttgart sind neue Selbsthilfegruppen entstanden. Günther Steinmetz war bei den ersten Treffen anwesend, um Starthilfe zu leisten. „Liebe hält gesund“ sprach mit ihm über seine Eindrücke.

Liebe hält gesund: 
Herr Steinmetz, wie war die Atmosphäre in den neuen Selbsthilfegruppen?

Günther Steinmetz: 
Ich war überrascht, wie schnell sich in allen Gruppen ein offenes Gesprächsklima entwickelt hat. Es ging nicht nur um rein sachliche Themen wie beispielsweise Erfahrungen mit Behandlungsmethoden, sondern auch um heiße Eisen: Was bedeuten meine Potenzstörungen für mein Mann-Sein? Welche Auswirkungen haben sie auf meine Partnerschaft? Wie kann ich mit meiner Partnerin darüber reden? Gerade der letzte Punkt ist wichtig, denn etliche Männer konnten noch kein offenes Gespräch mit ihrer Partnerin über dieses Thema führen.

Wie kann eine Selbsthilfegruppe da weiterhelfen?

In der Gruppe wird durch den Informations- und Erfahrungsaustausch schnell klar, dass Erektionsstörungen nicht das Ende einer befriedigenden Sexualität bedeuten müssen. Dazu kommt die Erfahrung, dass Reden über das Problem befreiend wirkt. Beides macht Mut für das Gespräch mit der Partnerin.

Wie viele Männer kommen zu den Treffen der neuen Gruppen?

Zwischen sieben und zehn. Das können gerne noch mehr werden. Aber bei mehr als 12 bis 15 Teilnehmern besteht die Gefahr, dass der Einzelne nicht genug Raum für sein Problem erhält.

Wird ein längerfristiges Engagement erwartet, wenn man in einer solchen Gruppe mitmacht? Oder ist es auch toleriert, nur mal vorbeizuschauen?

Die Gruppen sind offen, jeder entscheidet für sich, wann und wie oft er kommt. Manche kommen nur zwei-, dreimal, weil sie vor allem praktische Fragen haben, etwa, welche Erfahrungen es mit Ärzten gibt. Andere beschäftigen sich intensiver mit der Thematik und kommen öfter. Und einige finden Freude daran, Wissen und Erfahrungen über Sexualstörungen zu sammeln und über längere Zeit andere Betroffene damit solidarisch zu unterstützen.

Wird es weitere Gruppengründungen geben?

Ganz bestimmt! Selbsthilfegruppen können wichtige Anstöße zu einer trotz Erektionsstörung befriedigenden Sexualität geben. Trotzdem kosten sie nichts, es gibt keine Risiken und Nebenwirkungen. Und ich habe interessante Männer kennengelernt. Da müssen einfach weitere Gruppen entstehen!

Selbsthilfegruppe Erektionsstörungen Berlin: an jedem 3. Freitag im Monat, 19 - 21 Uhr; Albrecht-Achilles-Str. 65

Selbsthilfegruppe Erektionsstörungen Köln: an jedem 2. Donnerstag im Monat, 19.30 - 21.30 Uhr; Treffpunkt wird noch bekanntgegeben

Selbsthilfegruppe Erektionsstörungen Stuttgart: an jedem 3. Donnerstag im Monat, 19.30 - 21.30 Uhr; Marienstr. 9

Selbsthilfegruppe Erektile Dysfunktion München: an jedem 2. Montag im Monat, 20 - 22 Uhr; Westendstr. 68

Möchten Sie Kontakt zu einer der Selbsthilfegruppen aufnehmen? Oder vielleicht dabei mitwirken, in Ihrer Nähe eine zu gründen? Mehr Informationen zu den bestehenden Selbsthilfegruppen oder Kontaktadressen von Ansprechpartnern erhalten Sie über unsere Infoline: 0180-5558484

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