Reise-Lust
Kulturgeschichte der Sexualität
In Berlin zeigt das Erotikmusum, welche Vorstellung von Liebe und Sex es auf der Welt gibt und gab. Aufgebaut hat es die Aufklärungs- und Erotikpionierin Beate Uhse.
Was haben vorherige Generationen unter Erotik verstanden? Welche Vorstellungen von Sexualität gab und gibt es in anderen Kulturkreisen? Und wie hat sich das alles in der Kunstgeschichte niedergeschlagen? Wer Antworten auch diese Fragen sucht, sollte sich einmal das Erotikmuseum in Berlin anschauen. Dort wird informativ und anschaulich eine weltweit angelegte Kulturgeschichte der Sexualität präsentiert. Erotische Kunstwerke aus verschiedenen Kulturen und Jahrhunderten zeigen, wie man mit Liebe und Sexualität vor unserer Zeit umgegangen ist. Eine Abteilung stellt große Liebhaber wie Casanova vor. Auch Sado-Masochismus und Frivoles gehört zu den Themenbereichen des Museums.
Eröffnet wurde das Museum 1996 zum 50-jährigen Firmenjubiläum von Beate Uhse. Die Aufklärungs- und Erotikpionierin Uhse (1919 – 2001) stellte dafür viele Kunstwerke aus ihrer Privatsammlung zur Verfügung. Lange Zeit wurde sie für ihre Aktivitäten angefeindet, doch inzwischen schätzt man Beate Uhse durchaus dafür, die prüden ersten Jahrzehnte der alten Bundesrepublik mit ihrem Versandhausgeschäft aufgeklärt zu haben.
Schon früh ging Beate Köstlin – so ihr Geburtsname – eigene Wege. In einer Zeit, in der die Fliegerei noch eine reine Männerdomäne war, ließ sie sich als Pilotin ausbilden und arbeitete jahrelang in diesem Beruf. Ihren heutigen Namen nahm sie an, als sie 1939 den Fluglehrer Hans-Jürgen Uhse heiratete. Ihre unternehmerischen Aktivitäten startete sie 1946 in Flensburg mit dem Vertrieb von Schriften, die Frauen über Verhütungsmethoden informierten. Heute, in den Zeiten von Patchwork- Familien, kann man sich nicht vorstellen, welch enorme Probleme uneheliche Kinder damals für die Frauen darstellten. Deshalb stießen Uhses Schriften, die sie ab 1950 durch ein Versandhaus verschickte, auf große Resonanz.
Dazu kamen erotische Artikel, die als „Produkte für Ehehygiene“ firmierten. Die Firma wuchs schnell, stieß aber auf Widerstand von Kirche und Staatsanwaltschaft. Mehrfach wurde die Unternehmenszentrale durchsucht, weil etwa der Versand von Kondomen an unverheiratete Paare bis 1976 einen Straftatbestand darstellte. Das eine Reihe von Gesetzen liberalisiert wurde, die noch aus Kaiserreich oder NS-Zeit stammten, ist deshalb auch dem Engagement Beate Uhses zu verdanken. Auch wenn man einige ihrer Geschäftszweige, zum Beispiel den Verkauf von Erotik-Videos oder den Betrieb von Sexkinos, kritisch sehen mag.
Noch bis Juni 2010 ist im Berliner Erotikmuseum die Erlebnisausstellung „Amora“ (Fotos links) zu sehen, die zuvor mit großem Erfolg in London lief. Psychologen, Ärzte und Sexualtherapeuten haben das Konzept miterarbeitet, in dem in sieben erogenen Zonen die Besucher die Welt der Lust mit allen Sinnen erforschen können. So lassen sich zum Beispiel im „Sensorium“ erogene Zonen von Mann und Frau ertasten, im „Sexplorium“ dürfen sämtliche Liebesspielzeuge ausprobiert werden.
Übrigens: Wer sich einen ersten Eindruck vom Berliner Erotikmuseum verschaffen will, kann das mit Hilfe eines virtuellen Rundgangs auf der Museums-Webseite tun.
Adresse
Beate Uhse Erotik-Museum,
Joachimstaler Straße 4, 10623 Berlin
www.erotikmuseum.de
Geöffnet Montag bis Samstag 9 – 24 Uhr, Sonntag 13 – 24 Uhr
Eintritt 6 Euro