Reise-Lust

Kings &Twinks

Die Kunsthalle Tübingen widmet dem männlichen Akt vom 2. Oktober bis zum 5. Dezember eine Ausstellung – und betritt damit Neuland

Nackte Frauenkörper haben in der Kunst seit jeher ihren festen Platz. Der weibliche Akt, als Gemälde oder Plastik, auf der Bühne oder im Film, ist im europäischen Kulturkreis so etwas wie ein Wert an sich. Unverhüllte Weiblichkeit galt über die Jahrhunderte und Kunstepochen hinweg als schön, erotisch, ja geradezu poetisch. Man denke nur an die überirdisch entrückte Venus von Botticelli, die fast naiv gemalten Badenden von Paul Gaugin, die zart getupften Undinen von Paul Cézanne oder auch die fleischlich wirkenden Bilder von Egon Schiele. Und was ist mit dem nackten (jawohl, dem ganz nackten!) Mann?

Kaum zu glauben, aber wahr: Bisher hat noch kein Kunstmuseum diese Frage zum Mittelpunkt einer Ausstellung gemacht. Das wird sich nun – endlich – ändern: Unter dem Titel „Männerbilder – Kings & Twinks“ zeigt die Kunsthalle Tübingen verschiedenste Darstellungen von Männlichkeit in Malerei, Fotografie, Plastik und Film.

Im Mittelpunkt stehen sinnlich überhöhte, von sexuellem Begehren unterlegte Werke. Vertreten sind sowohl homo- als auch hetero-erotisch motivierte Künstler von der Nachkriegszeit bis heute. Die meisten älteren Vertreter wie David Hockney, Andy Warhol, Francis Bacon oder Lucien Freud nähern sich dem Thema eher auf subtile Weise. Seit den 1970er und 80er Jahren ist die homophile Kunst, wie etwa die Werke von Gilbert & George, Robert Mapplethorpe, Rainer Fetting, Salomé, Keith Haring und Basquiat von einem offenen Behauptungskampf gegen das gesellschaftliche Establishment gekennzeichnet. Sie haben den Weg für die Künstlergeneration von heute geebnet, die sich dem Thema weniger provokativ nähert. Moderne Arbeiten von Künstlern wie Norbert Bisky, Paul P., Jochen Klein, Christian Schoeler und Hernan Bas widmen sich der Darstellung erotisierter Männlichkeit erkennbar mit einem neu gewonnenen Selbstbewusstsein.

Im Zusammenhang mit der Schau wird ein Katalog erscheinen. Bereits veröffentlich ist ein Katalog zum Thema weiblicher Akt: Anfang des Jahres zeigte die Kunsthalle Tübingen Werke des Pop-Artisten Mel Ramos, dessen Darstellungen hüllenloser Damen an den Pin-up-Magazinen der 1950er und 60er Jahre angelehnt sind. Mel Ramos, Hatje Cantz Verlag, 19,80 Euro. Weitere Infos:www.kunsthalle-tuebingen.de

Kunsthalle Tübingen, Philosophenweg 76, 72076 Tübingen Tel. 07071/96910; www.kunsthalle-tuebingen.de

ChocolArt

Tübingen ist in diesem Herbst wirklich eine Reise wert: Neben der spannenden Ausstellung in der Kunsthalle findet nämlich auch noch Deutschlands größtes Schokoladenfestival statt! Aussteller aus aller Welt werden ihre feinen Produkte vorstellen und verkaufen. Geboten werden außerdem Schokomassagen und Pralinenkurse, Schokokunst und Schokofilme sowie Seminare über die Kombination von Schokolade mit Wein oder Whisky. Auch der Frage, warum gerade Frauen Schokolade so sehr lieben, kann man hier auf den Grund gehen. Passend zum Thema locken viele Restaurants in Tübingen mit Schoko-Menüs!

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