Thema

Ein Stück Lebensqualität

Auch für Menschen mit einer Nierentransplantation ist ein erfülltes Sexualleben möglich

Für Menschen, die unter einer Funktionsstörung ihrer Nieren leiden, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vieles verbessert: War eine Transplantation vor 50 Jahren noch eine klinischexperimentelle Technik, gilt sie heute als Standardverfahren, das den Patienten nicht nur eine höhere Lebenserwartung, sondern auch eine höhere Lebensqualität verspricht. Nach der Organverpflanzung können Betroffene wieder ein freieres Leben führen, ohne von der Dialyse eingeschränkt zu sein. So wird nach einer erfolgreichen OP bald auch wieder der Wunsch nach einer erfüllten Sexualität zum Thema.

Während der Dialyse müssen viele Patienten Einschränkungen ihrer Sexualfunktionen hinnehmen – aus vielfältigen Gründen: So leiden Männer häufig unter einem erniedrigten Sexualhormonspiegel, den Nebenwirkungen der Medikamente sowie einer Veränderung der Gefäße im Beckenbereich. Dazu kommt die psychische Belastung durch die Erkrankung, die natürlich beide Geschlechter betrifft. Rund 50 Prozent der Männer haben aufgrund dieser Faktoren mit Erektionsproblemen zu kämpfen. Der Anteil der Dialysepatientinnen, die mit Störungen ihrer Sexualfunktionen (verminderte Libido, Zyklusschwankungen) leben müssen, ist sogar noch höher.

Studien haben gezeigt, dass besonders Frauen nach der Transplantation eine Verbesserung ihrer Sexualfunktionen erleben: 2003 wurde eine Umfrage mit nierentransplantierten Frauen (Durchschnittsalter 40) veröffentlicht. 42 Prozent der Befragten gaben an, ein größeres sexuelles Verlangen zu haben, 54 Prozent erreichten insgesamt eine größere sexuelle Zufriedenheit.

Männer hingegen haben auch nach einer Transplantation häufig weiterhin Erektionsstörungen. Bei einer Erhebung im Nierentransplantationszentrum Jena etwa stellte man fest, dass nur 35 Prozent der Männer nach der Transplantation keine erektile Dysfunktion aufwiesen. 32 Prozent gaben an, die Symptome hätten sich verschlechtert, 20 Prozent erlebten eine Verbesserung, 13 Prozent keine Veränderung. Wichtigster Faktor für eine Verbesserung der Sexualfunktionen nach der OP war das Alter: Männer, die über 55 Jahre alt sind, haben eine wesentlich schlechtere Prognose.

Größtes Problem bei der Behandlung solcher Störungen ist, dass viele Patienten davor zurückschrecken, die behandelnden Ärzte auf ihr Problem anzusprechen. Auch der eher geringe Anteil an wissenschaftlichen Publikationen zum Thema erweckt den Eindruck, dass die Sexualität nach einer Nierentransplantation immer noch ein Tabu ist. Dabei ist Hilfe möglich: Mit den verschiedenen PDE-5-Hemmern steht eine Palette wirksamer Medikamente gegen Erektionsstörungen zur Verfügung, die sowohl von Dialysepatienten als auch von Männern mit einer transplantierten Niere gut vertragen werden.

Die Wirksamkeit und die Sicherheit der Einnahme sind belegt: Im Jahr 2006 wurde eine Studie zur ED-Therapie mit Vardenafil bei Männern nach einer Nierentransplantation veröffentlicht. Dabei zeigte sich ein deutlicher Behandlungserfolg, ohne das die Funktion der neuen Niere oder die Wirkung der Immunsuppressiva (Medikamente, die verhindern, dass der Körper das neue Organ abstößt) beeinträchtigt wurde. Selbstverständlich können auch Vakuumpumpensysteme, die Schwellkörperautoinjektionstechnik (SKAT) und hydraulische Schwellkörpersysteme eingesetzt werden.

Wichtig ist, dass Nierenpatienten ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Sexualität nach einer Nierentransplantation unbedenklich ist. Im Fall einer erektilen Dysfunkiton sollten sie ihre behandelnden Ärzte darauf ansprechen, welches Hilfsmittel in ihrem Fall zu empfehlen ist.

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