Mann
Mann

Prostatakrebs: Therapie nicht immer sinnvoll

Prostatakrebs-Patienten lassen normalerweise nichts unversucht....

Nicht allen verlängert allerdings eine Operation oder Bestrahlung das Leben. Welche Therapie-Optionen sinnvoll sind, hängt davon ab, ob die Betroffenen noch unter anderen Krankheiten leiden.

 

Wissenschaftler um Timothy Daskivich der University of California werteten die Daten einer Langzeitstudie mit 140.500 Prostatakrebspatienten aus. Bei allen diagnostizierten die Ärzte zu Studienbeginn ein frühes Stadium der Krebserkrankung. Die Probanden waren zum Zeitpunkt der Diagnose mindestens 66 Jahre alt. Außerdem wurden weitere Erkrankungen erfasst, etwa Herzinfarkte, Chronisch-obstruktive-Lungenerkrankungen (COPD) oder Diabetes. Während des 15-jährigen Beobachtungszeitraums ließ ein Teil der Männer den Krebs operieren oder bestrahlen, ein anderer Teil nicht.

 

Einschränkung der Lebensqualität

Beim Abgleich der Daten zeigte sich: Männer, die zusätzlich zum Prostatakrebs an einer weiteren Erkrankung litten, profitierten häufig nicht von den invasiven Eingriffen. Im Gegenteil: Durch die Nebenwirkungen verschlechterte sich ihre Lebensqualität. Sie hatten zum Beispiel ein höheres Risiko impotent zu werden, vielen litten an Inkontinenz, bekamen Durchfall- und Verdauungsstörungen (nach der Bestrahlung) oder Darmentzündungen.

 

Die Forscher waren anhand ihrer Ergebnisse sogar in der Lage zu bestimmen, für wen sich eine Operation lohnt. Dafür nutzten sie den sogenannten Charlson-Index. Er summiert auf, wie sich bestimmte Begleiterkrankungen auf die Lebenserwartung auswirken. Ein Diabetes zählt zum Beispiel einen Punkt, AIDS dagegen sechs Punkte. Je mehr zusätzliche Krankheiten ein Krebspatient hat, umso höher ist der ermittelte Wert – eine Operation oder Bestrahlung in der Folge weniger von Vorteil.

 

Index bewertet Einfluss von Begleiterkrankungen

Auf die Studienteilnehmer angewandt, zeigt sich folgendes Bild: Bei Männer mit einem Charlson-Index von null, eins oder zwei lohnte sich die Operation oder Bestrahlung – bei ihnen verringerte sich das Risiko zu sterben im Vergleich zu den Herren, die nicht invasiv therapiert wurden. Wer dagegen einen Charlson-Wert von drei oder darüber hatte, überlebte mit Krebstherapie nicht länger als ohne. Die Lebenserwartung war dann insgesamt zu gering, um von den positiven Folgen der Behandlung zu profitieren.

 

„Patienten mit Prostatakrebs und zusätzlichen Begleiterkrankungen können anhand unserer Ergebnisse nun besser entscheiden, ob sie den Krebs behandeln lassen möchten oder nicht“, sagt Daskivich. Bisher galt: Bei wem die geschätzte Lebenserwartung geringer als zehn Jahre ist, der sollte sich nicht mehr auf den OP-Tisch legen. Aber die Lebenserwartung lässt sich nur schwer bestimmen. Der Charlson-Index ist ein sehr viel eindeutigeres Maß.

 

Häufigste Krebserkrankung bei Männern

Prostatakrebs ist bei Männern die häufigste Krebserkrankung. Im frühen Stadium haben die Betroffenen oft keinerlei Beschwerden, weshalb die Krankheit oft erst spät entdeckt wird. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts erkranken in Deutschland etwa 63.500 Männer jährlich neu an Prostatakrebs. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei etwa 70 Jahren.

 

Quelle: Daskivich T. et al.: Comparative effectiveness of aggressive versus nonaggressive treatment among men with early-stage prostate cancer and differing comorbid disease burdens at diagnosis, Cancer, Article first published online: 13 MAY 2014, DOI: 10.1002/cncr.28757; auf: netdoktor.de

  • Unterstützen Sie uns

    Möchten Sie unsere Arbeit mit einem Geldbetrag unterstützen?
    Unsere Beratung und Infomaterialien sind für alle kostenlos. Ihre Spende hilft, dass das so bleibt.
    Spenden Sie 10,- , 15,- oder 25,-  Euro, damit wir unsere Arbeit fortsetzen können.
    Natürlich können Sie auch einen individuellen Betrag spenden.
    Vielen Dank!

  • Newsletter abonnieren
  • Magazin

Facharztsuche

Suchen Sie einen Facharzt in Ihrer Nähe?

Postleitzahl

Bitte wählen Sie eine Facharztrichtung