Gesundheit
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Zum eigenen Körper stehen

Ist mein Penis zu kurz? Diese Frage belastet viele Männer. ISG-Vorstand und Experte Dr. Christian Leiber erklärt, warum diese Sorge fast immer unbegründet ist – und wie die verschiedenen Verfahren zur Penisverlängerung einzuschätzen sind

ISG: Wie groß muss ein „normaler“ Penis eigentlich sein?

 

Dr. Leiber: Im Durchschnitt ist der Penis eines deutschen Mannes 13,2 cm lang. Aber natürlich ist das die statistische Mitte, zu der Abweichungen nach oben und unten dazugehören – auch weniger Länge ist noch „normal“. Für die sexuelle Funktionalität sind ohnehin andere Faktoren wie etwa der Umfang wichtiger.

Das Problem ist, dass viele Männer sich an den falschen Bildern orientieren. Pornografie ist heute im Internet für jedermann leicht verfügbar. Hier sind meist Männer zu sehen, die außergewöhnlich gut bestückt sind. Sehr viele Männer, die zu mir kommen und glauben, ihr Penis sei viel zu kurz, liegen sogar über dem statistischen Durchschnitt.

 

Was sagen Sie diesen Männern?

 

Ich messe ihren Penis und versuche dann, sie mit wissenschaftlichen Daten davon zu überzeugen, dass bei ihnen alles in Ordnung ist und sie eher ein Problem mit ihrer Selbstwahrnehmung haben. Hier kann in schwierigen Fällen ein Sexual- oder Psychotherapeut weiterhelfen. Was Männer auch wissen sollten: Ein großer Penis kann auch Probleme bereiten. Zum einen, weil er der Partnerin beim Geschlechtsverkehr Schmerzen verursachen kann. Zum anderen, weil im vorgerückten Alter häufiger Erektionsstörungen vorkommen. Damit ein großer Penis richtig steif wird, ist eben sehr viel mehr Blutzufuhr nötig.

 

Wann ist eine Penisverlängerung überhaupt angezeigt?

 

Eine echte Verlängerung des Penis ist nur durch sehr aufwendige und risikoreiche Verfahren möglich. Es müssen dafür die beiden Penisschwellkörper geöffnet werden, was die unabsichtliche Zerstörung von Nerven und Gefäßen und damit schwere Erektionsstörungen bedeuten kann. Außerdem kann es zu sichtbaren Vernarbungen und zu Infektionen kommen. Trotz all dieser Risiken können höchstens zwei bis drei Zentimeter zusätzlich gewonnen werden. Solche Operationen sind deshalb in Deutschland – und auch weltweit – unüblich, zudem müssen sie selbst bezahlt werden. Dabei  entstehen Kosten von bis zu 20.000 Euro.

 

Gibt es auch sanftere Methoden?

 

Es gibt die Möglichkeit, den Penis optisch zu verlängern, indem man seine oberen Haltebänder durchtrennt. Dadurch hängt das Glied im nicht-erigierten Zustand weiter herunter und wirkt so länger. Das kann Männern weiterhelfen, die vor allem in der Öffentlichkeit, zum Beispiel in der Sauna oder beim gemeinsamen Duschen im Sportverein, ein Problem mit der Länge ihres Penis haben. Im erigierten Zustand wird durch diesen Eingriff aber keine Verlängerung erreicht.

Bei manchen Männern wirkt der Penis auch kleiner, als er ist, weil sie einen großen Bauch haben. Hier ist natürlich Abnehmen das Allerbeste, auch das Absaugen von Fett ist eine mögliche Maßnahme. Warnen möchte ich vor dem Verfahren, das abgesaugte Fett in den Penis spritzen zu lassen, um ihm mehr Volumen zu verleihen. Denn dieses Fett wird vom Köper nach und nach wieder resorbiert. Mittel- und langfristig können dadurch Verformungen und Dellen im Penis entstehen, die schwer wieder zu beseitigen sind.

 

Gerade im Internet locken ja auch viele Anbieter mit Wundermitteln, die zu Hause selbst angewendet werden können. Was halten Sie davon?

 

Die wissenschaftliche Evidenzlage ist hier sehr eindeutig: Es gibt keine Naturheilmittel oder mechanischen Streckverfahren, die wirklich eine Verlängerung bewirken. Das heißt: Solche Mittel sind oft sehr umständlich und schmerzhaft in der Anwendung, zudem kosten sie meist eine Menge Geld. In China etwa geben wohlhabende Männer Tausende aus, weil sie sich etwas davon  versprechen, Stierhoden oder Ähnliches zu verzehren. Dies hat natürlich keinerlei Wirkung.

Mein Rat an alle Männer ist also, sich nicht von der vermeintlichen Erwartungshaltung der Umwelt beeinflussen zu lassen und zu ihrem Körper zu stehen. Bei einer kalifornischen Studie mit 50.000 Teilnehmern zeigte sich: 85 Prozent der befragten Frauen waren mit der Penisgröße ihres Partners zufrieden, allerdings nur 55 Prozent der Männer mit dem eigenen Glied.

 

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