Thema

 

Komplexe Vorgänge

Testosteron hat vor allem bei Männern Einfluss auf die Psyche. Einige der Auswirkungen sind noch nicht vollständig geklärt, bei anderen kann bereits geholfen werden

Das männliche Geschlechtshormon Testosteron spielt im Stoffwechsel und Hormonhaushalt eine wichtige Rolle. Allgemein bekannt dürfte sein, dass es die Libido des Mannes steuert: Sinkt der Testosteronspiegel, wie es zum Beispiel im Alter der Fall ist, nimmt auch das Bedürfnis nach Sexualität ab. Dass Testosteron sich zum Beispiel aber auch auf die sexuellen Fantasien des Mannes auswirkt, ist sicherlich weniger bekannt. Denn auf vielfältige Art und Weise übt das Geschlechtshormon auch Einfluss auf die Psyche aus – vor allem bei Männern.

Die beiden Urologen Dr. Christian Leiber, Prof. Dr. Ulrich Wetterauer sowie der Psychiater und Psychothearpeut Dr. Michael Berner, allesamt von der Universitätsklinik Freiburg, haben diese Einflüsse im Aufsatz „Testosteron und Psyche“ zusammengefasst, der in der Fachzeitschrift „Der Urologe“ erschienen ist. Die Beziehung ist dabei eine wechselseitige: Das Testosteron beeinflusst die Psyche, aber diese kann wiederum auch zu hormonellen Veränderungen führen.

Der Testosteronspiegel im Hirn beeinflusst zum Beispiel das strategische Planen, räumliches und mathematisches Denken, komplexe motorische Aktionen, den Wachheitsgrad und die Gedächtnisleistung. So schreiben die Autoren, „dass Männer mit einem Tes-tosteronmangel meist ein deutlich schlechteres räumliches Vorstellungsvermögen haben“. Wissenschaftliche Studien legen außerdem nahe, dass es bei Männern einen Zusammenhang zwischen Testosteronmangel und einer späteren Alzheimer-Erkrankung geben kann. Auch Antriebslosigkeit kann Folge eines zu niedrigen Testosteronspiegels sein. Wenn zu wenig Testosteron im Körper ist, wird Energie vermehrt in Körperfett verwandelt, was wiederum zu weniger Bewegung und weniger Testosteron führt – ein Teufelskreis. Weitere Symptome sind Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen. Doch hier kann der Urologe mit Testosteronspritzen oder Testosterongel erfolgreich helfen. Deshalb ist es für Männer ab 40 sinnvoll, bei entsprechenden Symptomen den Testosteronspiegel messen zu lassen.

Dagegen ist der Zusammenhang zwischen dem Absinken des Testosteronspiegels und depressiven Erkrankungen bei Männern immer noch nicht eindeutig geklärt. Es gab bereits zahlreiche Studien zu diesem Thema, doch sie kommen zu jeweils unterschiedlichen Ergebnissen. Deshalb ist eine Testosterontherapie zur Behandlung von Depressionen möglicherweise nur als Ergänzung zur Gabe von Anti-Depressiva sinnvoll.

Auch der früher vermutete Zusammenhang zwischen Testosteron und übermäßiger Aggressivität wird heute wieder in Frage gestellt. „Die Testosteronspiegel von von sehr aggressiven und weniger aggressiven Männern unterschieden sich nicht grundlegend“, schreiben die Autoren. Nach neueren Erkenntnissen ist das Testosteron bei der Entstehung von aggressivem Verhalten nur ein Faktor von mehreren. Allerdings weisen die Autoren des Aufsatzes darauf hin, dass viele der Erkenntnisse zum Thema Testosteron und Psyche aus Experimenten mit Tieren stammen und nicht alle auf den Menschen übertragbar sind. Außerdem sind die Vorgänge im Gehirn so komplex, dass es oft nur schwer feststellbar ist, welche Rolle genau das Testosteron darin spielt.

Man weiß über den Zusammenhang von Testosteron und Psyche schon sehr viel. Und oft kann Menschen mit Testosteronmangel bereits mit der Gabe von Testosteron geholfen werden. Aber viele Fragen sind noch offen – für die Wissenschaft bleibt noch viel zu tun.

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